Der tote Junge im Watt

Buchseite und Rezensionen zu 'Der tote Junge im Watt' von Johanna Siemsen
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Inhaltsangabe zu "Der tote Junge im Watt"

Format:Taschenbuch
Seiten:242
EAN:9798690949495

Rezensionen zu "Der tote Junge im Watt"

  1. Atmosphärischer Regionalkrimi für Nordsee-Fans

    Rettungshundeführerin Martina Martens macht mit ihrem Hund Reto Urlaub auf der Hamburger Nordseeinsel Neuwerk. Auf der Hinfahrt mit dem Schiff macht sie Bekanntschaft mit dem jungen Leon, der ganz anders ist als der Rest der lärmenden Kindergruppe. Und auch Reto scheint das Kind in sein Hundeherz zu schließen. Umso erschütterter ist Martina, als die Leiche des Jungen nach wenigen Tagen im Watt gefunden wird. Ein tragischer Unfall? Oder steckt mehr dahinter?

    Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich eigentlich kein Freund von Krimis mit Privatermittlern bin. Und auch Kommissar Rex zählte damals nicht zu meinen Lieblingsserien. Und doch hat es Johanna Siemsen geschafft, sich mit ihrem Debütroman "Der tote Junge im Watt" in mein Herz zu schreiben.

    Das liegt in allererster Linie am Handlungsort: Die Insel Neuwerk ist seit meiner Kindheit einer meiner Sehnsuchtsorte. Ein melancholisches, unaufgeregtes Eiland, fernab von Sylt-Glamour und Helgoland-Hype. Wer hier urlaubt, sucht die Ruhe, liebt die Vögel und die Natur.

    Besonders in der ersten Hälfte kreiert die Autorin eine Atmosphäre, die ich als Neuwerk-Freund regelrecht gespürt habe. Die unterschiedlichen Perspektiven, insbesondere Martinas und Leons, sorgten bei mir für Gänsehaut. Auch im Angesicht der bevorstehenden Katastrophe fühlte ich mit dem kleinen Träumer und identifizierte mich mit der emotionalen und sympathischen Martina.

    Und auch die eigentliche Krimihandlung überzeugt und konnte mich als geübten Krimileser durch geschickte Volten überraschen.

    Bei der Figurenzeichnung übertreibt es Siemsen gelegentlich ein wenig, insbesondere bei einigen wahrlich verschrobenen Inselbewohnern. Sehr sympathisch finde ich hingegen, dass sie im Nachwort klarstellt, wie warmherzig sie die Neuwerker in Wirklichkeit empfunden hat. Dafür kann und möchte ich somit keinen Abzug geben.

    Insgesamt war "Der tote Junge im Watt" für mich ein wunderbares Leseerlebnis, da ich selbst zuvor noch nie einen Roman gelesen habe, der auf Neuwerk spielt. Und der geschickt gesetzte Cliffhanger im Finale macht Hoffnung, dass sich mit Martina Martens eine Ermittlerin in der Regionalkrimiszene etablieren wird. Eine Hoffnung, die ich ebenso stark in Debütautorin Johanna Siemsen setze.