Schallplattensommer
Maserati fällt in ihrem Dorf nicht nur aufgrund ihres Namens auf, sondern weil sie nahezu das einzige junge weibliche Wesen in der Umgebung ist. In der Gaststätte der Großmutter kellnert sie, doch hat sie das überhaupt nötig? Was ist ihr Geheimnis?
Ein beobachtender Erzähler führt uns durch die Handlung, so dass wir als Leser einen guten Überblick über die Figuren haben.
Mir haben am Roman vor allem die Schilderungen von Sommer, Ferien und Idylle gefallen, auf die man beim Lesen einfach Lust bekommt. Zudem werden Themen wie erste Liebe, Freundschaft, Pflege von Angehörigen und mehr beleuchtet, was fast ein wenig viel für dieses schmale Buch ist. Und immer kommt alles mit leisen Tönen und eher zwischen den Zeilen.
Maserati als Hauptfigur fand ich einfach klasse, da sie trotz allem für das bisschen Familie, was ihr geblieben ist, alles gibt. Ihre leicht schnoddrige Art symbolisiert hervorragend den Teenager, der mitten in der Findungsphase steckt.
Mein liebster Charakter war jedoch die Oma, die manchmal doch mehr mitbekommt als man glauben mag. Und ihre Kochkünste, sowie ihr Eifer und Fleiß sind legendär.
Von den drei Jungen hat mir persönlich am besten Georg gefallen, weil er ohne wenn und aber für andere da ist. Die anderen beiden haben natürlich ihre Päckchen zu tragen und dennoch habe ich sie so ein wenig als verwöhnte Jungs empfunden, die zu sehr in Watte gepackt werden. Caspers Spitznamen für Maserati hingegen sind einfach nur herrlich lustig.
Fazit: Gelungene Lektüre vor allem für junge Leute in der Entwicklungsphase. Unterhaltsam, aber nicht unbedingt ihr bestes Buch.
Das Buchcover ist schön und passt gut zu dem Buch.
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut, man kommt schnell in die Geschichte rein. Ganz toll fand ich die Atmosphäre bei diesem Buch, was unter anderem durch die sprunghafte Erzählung mit vielen Andeutungen erzeugt wird.
Maserati, die Protagonistin, ist ein sehr starkes Mädchen, das, obwohl sie ein schweres Leben hat und viele schlimme Sachen erlebt hat, nicht verbittert wurde und sich um die anderen Menschen aus ihrem Umfeld kümmert. Ja, sie macht sicherlich Fehler, z.B. ihren Umgang mit Georg fand ich nicht in Ordnung, sie steht aber zu ihren Fehlern.
Die anderen Charaktere sind ebenfalls authentisch und interessant.
Bei diesem Buch handelt es sich zwar um eine Sommergeschichte und um die erste Liebe, doch das Buch hat auch traurige Themen, die nicht zu vernachlässigen sind. Wen das bei einem Sommerbuch nicht stört, dem würde ich Schallplattensommer empfehlen.
Maserati hilft ihrer Oma und bedient die Gäste, während die Oma in der Küche werkelt. Aufmerksamkeit ist das letzte, was Maserati will. Sie redet nicht viel und zählt die Tage bis zu ihrer Volljährigkeit. Doch dann sitzt eine Familie im Gastraum, die das Haus am Ende der Hauptstraße gekauft haben. Maserati will keine Aufmerksamkeit, doch sie ist das einzige Mädchen im Umkreis von dreizehn Kilometern und so ergibt sich doch, dass sie Kontakt zu den Jungen Caspar und Theo bekommt. Caspar sitzt allmorgendlich auf den Steg am See, wo Maserati früh morgens – wenn noch keine Touristen da sind – schwimmt. Als Theo sie auf ein Schallplattencover anspricht, ist das Maserati sehr unangenehm, denn sie möchte nichts von sich preisgeben. Dennoch gerät sie zunehmend in ein Gefühlschaos
Alina Bronsky hat einen tollen Schreibstil, der mich immer wieder begeistert.
Wer aufgrund des Covers eine leichte Sommer-Liebesgeschichte erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht sein, denn die Geschichte ist sehr tiefgründig.
Maserati hat eine Verantwortung auf sich geladen, die für ein Mädchen in ihrem Alter kaum zu tragen ist. Doch sie möchte, dass es ihrer Großmutter gutgeht. Was sie auf keinen Fall will, dass an der Vergangenheit gerührt wird, denn das macht es ihr schwer und ihrer Großmutter. Sie nimmt sogar in Kauf, dass sie die Schule nicht mehr besuchen kann, obwohl ihr dort alles leichtgefallen ist. Caspar und Theo stellen Fragen, die Maserati nicht beantworten will. Dabei haben auch die beiden Jungen ihre Probleme und Verletzungen. Doch was früher geschehen ist, kommt erst so nach und nach heraus. Dass Gefühle ins Spiel kommen, macht alles nicht leichter.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen.
Irgendwo in Ostdeutschland...
Als einzige junge Frau im Umkreis von dreizehn Kilometern ist Maserati Aufmerksamkeit gewohnt. Dabei will sie nur eines: Den Feriengästen die selbstgemachte Limonade ihrer Oma servieren und die Tage bis zur Volljährigkeit zählen. Mit der Liebe will sie nichts zu tun haben und noch weniger mit den Annäherungsversuchen der Söhne der reichen Familie, die gerade die Villa im Dorf gekauft hat. Doch dann stellen Caspar und Theo verbotene Fragen: Warum hat Maserati kein Smartphone? Wovor hat sie solche Angst? Und wie kann es sein, dass ihr Gesicht das Cover einer alten Schallplatte ziert? Plötzlich steckt Maserati bis zum Hals in Geheimnissen zweier Familien und in der Verwirrung ihrer eigenen Gefühle. (Verlagsbeschreibung)
Einen einfühlsamen Coming-of-Age-Roman präsentiert Alina Bronsky hier und schildert einen Sommer im Leben der 16jährigen Maserati, die in einem kleinen Dorf irgendwo in Ostdeutschland bei ihrer Großmutter lebt. Diese betreibt dort eine kleine Gaststätte, in der Maserati ihr tatkräftig hilft. Schnell wird deutlich, dass die Großmutter geistig zunehmend abbaut - sie hat noch viele klare Momente, oftmals aber ist sie verwirrt, redet wirr und läuft nachts davon. Doch Maserati hat nur ihre Großmutter, und so setzt sie alles daran, dass niemand mitbekommt, wie es um diese bestellt ist. Dafür schmeißt das Mädchen sogar die Schule, und bis auf kleine gestohlene Auszeiten am Tag dreht sich für Maserati alles um die Gastwirtschaft und ihre Großmutter.
Unruhe entsteht, als in der Villa nebenan eine gutsituierte Familie einzieht, deren beiden Söhne rasch auf Maserati aufmerksam werden. Kein Wunder, findet diese, ist sie doch das einzige weibliche Wesen unter fünfundfünfzig im Umkreis von dreizehn Kilometern. Maserati kennt die Blicke zur Genüge, die Männer ihr zuwerfen, und reagiert gewohnt schroff darauf. Doch die beiden Jungen von nebenan lassen sich nicht abschrecken. Für Maserati beginnt eine Zeit der Unruhe - will sie wirklich einen intensiveren Kontakt zu den beiden Jungen, zu einem von ihnen, zu jemand ganz anderem? Und wie kann sie bei alldem ihre Geheimnisse wahren - denn da gibt es mehr zu verbergen als ihre verwirrte Großmutter?
Wie gewohnt sorgt Alina Bronsky dafür, dass das Bedrückende an der Situation des Hauptcharakters zwar deutlich spürbar wird, dass es dabei aber nicht ins Wehleidige oder Melancholische abgleitet. Humorvolle Passagen sorgen außerdem für Auflockerung. Dynamik erhält die Erzählung durch eine Schallplatte, auf der eindeutig das Gesicht von Maserati abgebildet ist, was diese aber leugnet - und was eigentlich auch nicht sein kann, da diese Platte eindeutig schon älter ist. Doch die Jungen lassen nicht locker, und so kommt ans Tageslicht, was Maserati mit niemandem teilen wollte.
Allerdings verteilt die Autorin hier die Probleme ein wenig wie mit der Gießkanne - nicht nur Maserati hat zu kämpfen, auch der grüblerisch veranlagte Theo sowie Caspar mit dem sonnigeren Gemüt haben ihre dunklen Geheimnisse. Selbst wenn dadurch deutlich werden mag, dass Erwachsenwerden für niemanden leicht ist, war mir das in der Summe und angesichts der wenigen Seiten des Romans doch des Guten ein wenig zu viel. Dadurch fehlte mir ein wenig die Tiefgründigkeit, die hier durchaus möglich gewesen wäre. Alina Bronsky belässt es zudem oftmals bei Andeutungen, ohne näher auf Details einzugehen - und auch das Ende bleibt offen, was aber in meinen Augen nicht unpassend ist.
Alles in allem ein angenehm zu lesender, melancholisch-leichter Sommerroman, der weniger tiefgründig war als ich ich es mir erhofft hatte, der aber einen ganz eigenen Charme aufweist. Lesenswert!
© Parden