Man sieht sich

Buchseite und Rezensionen zu 'Man sieht sich' von Julia Karnick
4
4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Man sieht sich"

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:458
Verlag: dtv
EAN:

Rezensionen zu "Man sieht sich"

  1. Durch die Jahre

    Wie ist es, ewig nur die beste Freundin oder der beste Freund zu sein? Zu beobachten, wie der Schwarm mit jemand anderen glücklich ist? Das ist ein Thema in Julia Karnicks „Man sieht sich“.

    Frie und Robert sind seit der Oberstufe beste Freunde. Und während Frie unter ihren aggressiven Vater leidet, muss Robert mit seiner alkoholkranken Mutter umgehen. Hinzu kommen die ersten Partner, Eifersucht, eine gescheiterte Ehe (Frie) und eine Band (Robert). Seit Jahren haben sie den Kontakt verloren und treffen sich zufällig wieder. Dann kommen alte Gefühle zu Vorschein…

    Ich finde das Buch sehr gut gemacht. Gewiss, das Thema ist nicht neu und zwischenzeitlich ist das Buch eher monoton, aber die Spannung geht nie verloren. Das liegt unter anderem an der Sprache, in der Karnick das Buch schreibt. So geht es von hipper Jugendsprache zu vernünftigen Umgangsformen als Mutter. Auch Enttäuschungen spielen eine große Rolle und werden gekonnt eingesetzt. Ich kann das Buch total empfehlen.

  1. 4
    22. Jun 2024 

    Beste Freunde

    Als Robert Haase Ende der 1980er an eine neue Schule wechselt, ist Friederike eine der ersten, denen er begegnet. Sie haben einige Kurse gemeinsam und verstehen sich blendend. Robert könnte sich noch etliches mehr vorstellen, doch wenn es nicht anders geht, ist er auch mit Freundschaft zufrieden. Jahre später ist aus Friederike Frie geworden und aus Robert ein Berufsmusiker geworden. Ihre Leben haben sich getrennt entwickelt und wenig spricht dafür, dass sie sich wieder einmal treffen. Als Frie die Einladung zu einem Klassentreffen erhält, ist sie gerade wieder solo und ihre Tochter Emma ist inzwischen erwachsen. Irgendwie kommt ihr sofort der Gedanke, ob Robert wohl auch da sein wird.

    Kann das gehen, wahre Freundschaft zwischen Männern und Frauen? Will man das überhaupt? Frie scheint sich darüber keine Gedanken zu machen. Sie ist unbefangen und erzählt Robert auch von ihrem Liebeserlebnissen. Erst als Robert eine Freundin hat, merkt Frie, dass sie diese nicht besonders leiden kann. Und so geht es zwischen Frie und Robert immer ein wenig hin und her. Und irgendwie passt es nie und immer kommt etwas dazwischen. Und das Leben und überhaupt. Und wenn sie sich mal treffen, dann verabschieden sie sich mit einem lockeren und unverbindlichen, man sieht sich.

    Kann es noch eine Chance geben, auch wenn man eigentlich alle Chancen verpasst hat? Diese Frage beleuchtet die Autorin, in dem sie Frie und Robert über fast ihr ganzes Erwachsenenleben begleitet. Man kennt es vielleicht aus dem eigenen Leben. Es hätte alles so einfach sein können, wenn man im richtigen Moment am richtigen Ort und in der richtigen Stimmung gewesen wäre. Doch man haut immer leicht daneben, ist zu spät oder sagt etwas blödes. So laufen Leben aneinander vorbei, die eigentlich gut zueinander passen könnten. Ja, man kann Robert und Frie gut verstehen. Und mit jeder Wendung, die ihr Leben nimmt, hofft man, es möge sie zueinander führen. Ob sich die Hoffnung erfüllt, behält die Autorin lange für sich. Selten hält sie sich zu nah ans echte Leben, dann vermisst man den Traum. Doch meist und insbesondere, wenn es um die jungen Jahre geht, die auch für einen selbst die schönste Zeit darstellen, ist dieser Roman einfach klasse. Er weckt Erinnerungen und gibt ein gutes Gefühl.

    Das Hörbuch wird sehr einfühlsam vorgetragen von Katrin Daliot. Ihre Frie und ihr Robert sind sympathisch und authentisch und so wird durch die Lesung die Handlung unterstrichen.