Mayfair House

Buchseite und Rezensionen zu 'Mayfair House' von Alex Hay
3.65
3.7 von 5 (6 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Mayfair House"

London, Mayfair 1905: Die Villa der Familie de Vries ist die prachtvollste auf der Park Lane, außen weißer Marmor, innen kostbare Möbel, funkelnde Kronleuchter, Kristallschalen und edle Kunstgegenstände, Silber und Gold glänzen um die Wette. Es ist Mrs Kings ganzer Stolz, für die exzellente Haushaltsführung der noblen Residenz zu sorgen – bis sie beim Tod des Hausherrn nach Jahren treuer Dienste kurzerhand entlassen wird. Doch Mrs King denkt gar nicht daran, sich der Willkür der Erbin de Vries zu fügen. Sie will nur eins – Gerechtigkeit. Mit einer bunten Truppe von Komplizinnen plant sie den Coup ihres Lebens: In der Nacht des großen Kostümballs werden sie unter den Augen der vornehmen Gäste das Haus bis auf den letzten Silberlöffel ausräumen. Und während sich im Obergeschoss die High Society amüsiert, beginnt ein Stockwerk tiefer der kühnste Raubüberfall, den London je gesehen hat

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:419
Verlag: Insel Verlag
EAN:

Rezensionen zu "Mayfair House"

  1. Die Rache der Hausmädchen

    Gestaltung:
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    Das Titelbild ist eher schlicht gehalten, passt vom Bild her aber zu einem Roman, der im viktorianischen England spielt. Im Laden wäre mir das Buch nicht direkt ins Auge gesprungen. Vorne und hinten ist jeweils eine Skizze der Villa und des geplanten Raubzuges abgebildet. Besonders dieses Detail gefiel mir gut, sodass man neugierig wird. Als Hardcover macht das Buch einen wertigen Eindruck.

    Inhalt:
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    London 1905: Mrs. King ist Hausangestellte in der prächtigsten Villa auf der Park Lane, im "Mayfair House". Leider wurde sie bei einem heimlichen Besuch bei den männlichen Dienstboten erwischt und gekündigt. Doch das stellt kein Problem für sie dar, da sie bereits zusammen mit anderen Dienstmädchen einen Plan ausgeheckt hat, um die komplette Villa leer zu räumen. Und das, während die Hausdame einen Ball gibt und das Haus voller Gäste hat. Wird der Plan gelingen?

    Mein Eindruck:
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    Es hat eine Weile gedauert, bis ich in der Handlung angekommen war. Besonders die vielen Personen, die anfangs eingeführt wurden, sowie die irritierende Tatsache, dass Mrs. King manchmal mit ihrem Vornamen, manchmal als "Mrs. King" angesprochen wird, obwohl sie mit einigen Personen offenkundig "per Du" ist, haben mich ebenfalls verwirrt. Es passiert anfangs nicht sehr viel und ich musste mich im ersten Viertel zwingen, weiterzulesen.

    Aber dann nahm die Geschichte nach und nach Fahrt auf und die Planung des Raubzuges nahm konkrete Gestalt an. Außerdem passierten einige Nebenhandlungen, die Geheimnisse der anderen Frauen aus Mrs. Kings Verbündeten-Kreis zutage fördern.

    Die Kapitel sind wie ein Countdown aufgebaut, der zunächst die Zeit abwärts zählt bis zum geplanten Coup und später auch Einblicke in die Ereignisse danach gibt. Die Story wartet immer wieder mit unerwarteten Wendungen auf und nachdem ich einmal in die Geschichte reingefunden hatte, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, da mich die Handlung in ihren Bann gezogen hatte. Ob ein solcher Raub realistisch ist, wage ich zu bezweifeln, aber das gilt auch für andere Gaunerkomödien. Der Ideenreichtum sowie die Ausführungen haben gut unterhalten und das Ende konnte mich überzeugen.

    Fazit:
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    Clever konstruierte Gaunerkomödie im viktorianischen England: Erst gemächliche dann spannende Handlung mit einer anderen Art "Ganovinnen"

  1. Die Damenbande von der Park Lane

    "Mayfair House" brachte alles mit, was mich begeistern könnte: 1905, Edwardians, Upstairs Downstairs, Ladies mit großen Hüten, London, einen Ball und eine Räuberpistole - perfekte Zutaten für unterhaltsame Lesestunden. Diese hatte ich auch durchaus, aber leider nicht so packend mitreißend und emotional wie ich mir das vorab so vorgestellt hatte, denn auf eine ganz merkwürdige, aber sehr konsequente Art ist "Mayfair House" wie die britische Upper Class, d.h. der Roman bleibt auf Distanz, ist höflich, gewährt aber niemandem, der nicht wirklich dazugehört, letztlich Zutritt.

    Dabei geht es in "Mayfair House" eigentlich um die unteren Schichten der edwardianischen Gesellschaft: um die Küchenmädchen, Dienstbotinnen, Schauspielerinnen, Schneiderinnen, Artistinnen und kleinen Ganovinnen, die sich im Roman anschicken, ein hochherrschaftliches Haus während eines Balls zu plündern. Damit der Coup gelingen kann, werden detaillierte Pläne geschmiedet und Spione eingeschleust, Illusionen geschaffen und alte Verbindungen genutzt, die Figuren enthüllen dabei nach und nach ihre eigentlichen Motive.

    Das alles bildet eigentlich eine höchst faszinierende Ausgangslage, nur leider, leider bleibt die Figurenkonzeption viel zu oberflächlich und zu vage. Mehr oder weniger sind alle Figuren standardisiert und austauschbar, sie erhalten keine überzeugende Charakterisierung - wenn denn überhaupt eine - und so ist nach den ersten 60 Seiten auch die Sympathie und die Faszination für die Figuren auch schon fast verpufft, denn sie können durch ihre fehlende Tiefe nicht wirklich fesseln und interessieren und da sie als Charaktere nicht überzeugen, erscheinen auch ihre Motivationen wie Zuschreibungen, die nicht unbedingt nachvollziehbar sind.

    Bei der Fülle der Personen, die es für den Überfall auf das "Mayfair House" braucht, ist es selbstverständlich nicht weiter verwunderlich, dass der Roman eher handlungs- als figurengetrieben ist, aber leider trägt auch die Handlung nicht vollständig. So interessant das Schauspiel, das sich um den Raub entfaltet, auch ist, es besteht ein paradoxes Verhältnis zwischen überbordender, detaillierter Beschreibung winzigster Aktionen, deren Relevanz sich nicht wirklich erschließt und gleichzeitiger konstanter Überforderung des Lesers, weil immer wieder Aspekte nicht genau beschrieben und ausformuliert werden. Während der Raub selbst ausgewalzt wird, dadurch ein paar Längen erhält und nicht mehr fesselt, bleiben wesentliche Elemente des Coups schwammig und unverständlich.

    Dass die Handlung um einen weiteren kriminellen Handlungsstrang, der weder zu Ende geführt, noch explizit ausformuliert wird, ergänzt wird, hilft dem Roman dabei nicht. Tatsächlich hat mich dieser Exkurs eher geärgert, weil man nie so recht erfährt, was eigentlich wirklich vor sich gegangen ist.

    Pluspunkt des Romans ist sicherlich sein historisches Setting, der Kontext, in den er eingebettet ist und die Idee einer Gruppe von Frauen so viel Autorität, Power, Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit in einer Zeit zu verleihen, in der es noch nicht einmal das Wahlrecht gab. Leider hat für mich der Roman aber in der Handlungs- und Figurenkonzeption sowie im Aufbau der Spannungskurve einige Schwächen, die ich auch bei aller Liebe für das Thema nicht übersehen kann. So bleibt "Mayfair House" ein eher solides, aber flüchtiges Entertainment, das sehr viel mehr Potenzial gehabt hätte.

  1. Rache ist süß

    Nach dem Tod des Hausherrn von Mayfair House wird Mrs King kurzerhand entlassen. Das will sie nicht auf sich sitzen lassen und plant mit einigen Komplizinnen einen besonderen Coup. Sie will während eines Maskenballs, den die Tochter und Erbin Mrs de Vries veranstaltet, das Haus leerräumen.
    Die Ankündigung „Ocean’s 8 meets Downton Abbey“ machte mich neugierig, aber so ganz konnte mich dieser Roman dann doch nicht überzeugen. Die Geschichte hatte doch einige Längen, so wird die Planung bis ins kleinste Detail beschrieben. Auch fiel es mir anfangs schwer, die Personen auseinander zu halten, da doch eine ganze Reihe beteiligt sind, die dann auch noch mit mehreren Namen auftreten. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, und der Schreibstil lässt sich gut lesen, ist aber nicht unbedingt der damaligen Zeit angepasst.
    Gut gefallen hat mir das Cover – ein echter Hingucker! Auch der Grundriss von Mayfair Haus im Innern ist hilfreich.
    Miss de Vries ist mit großem Reichtum aufgewachsen, musste sich aber den Regeln ihres Vaters unterwerfen. Männer hatten damals nun einmal das Sagen, doch das soll nach dem Tod des Vaters ein Ende haben. Miss de Vries will nun selbst über ihr Leben bestimmen. Aber das Fehlverhalten von Mrs King will sie nicht tolerieren und wirft daher die langjährige Bedienstete hinaus. Mrs King will das nicht so ohne Weiteres hinnehmen und sinnt auf Rache. Sie will Gerechtigkeit. Aber auch ihre Unterstützerinnen haben ihre ganz eigenen Gründe, um sich an dem Raubzug zu beteiligen. Trotzdem blieben diese Charaktere etwas blass.
    Der Coup wird von den Frauen minutiös geplant. Doch wird er gelingen? Am Ende erfahren wir erst, was der tatsächliche Grund für dieses riskante Unternehmen war.
    Auch wenn es für mich ein paar kleine Schwächen gab, habe ich diesen Roman doch gerne gelesen.

  1. Nicht ganz das, was ich erwarte hatte

    Die Beschreibung klang sehr interessant, und ich hatte mich aufs Lesen gefreut.

    Das Cover ist toll aufmacht, und auch den Übersichtsplan vorne drin finde ich sehr gut.

    Mrs King wird von der Erbin de Vries entlassen, als der Hausherr von Mayfair House stirbt. Gemeinsam mit ihren Komplizinnen schmiedet sie einen Plan, die gesamte Villa während eines Kostümballs leerzuräumen. Soweit, so gut.

    Leider blieb das Buch hinter meinen Erwartungen zurück, mir war die Story mittendrin zu langatmig. Es waren es mir zu viele Charaktere, die auch nicht so richtig sympathisch rüberkamen. Ich hatte mittendrin das Gefühl, dass es eher um die Schicksale der Frauen geht, als um den geplanten Raubzug an sich. Und der Raubzug selbst ging für meinen Geschmack viel zu glatt, mir hat hier die Spannung gefehlt.

    Wäre es nicht mit einer Mischung aus Downton Abbey und Ocean's 8 beschrieben gewesen, hätte ich mich vermutlich unbefangener darauf eingelassen und mehr Spaß an dem Roman gehabt, so war ich durch die Längen mittendrin eher enttäuscht. Insgesamt ganz nett zu lesen, aber kein Highlight wie ich es mir erhofft hatte.

  1. 4
    28. Feb 2024 

    Was für ein Abenteuer ... witzig, skurril und spannend ...

    Man muss ein wenig Geduld mitbringen, wenn man sich in den Roman „Mayfair House“ von Alex Hay einlesen möchte, denn in den ersten Kapiteln dieser fast tragisch-komischen Geschichte wird man mit Personen, deren Namen und vor allem deren Verwandtschaftsverhältnissen nahezu bombardiert. Im Mittelpunkt steht zunächst Mrs. King, die sich trotz vieler Jahre treuer Dienste auf der Straße wiederfindet. Gefeuert! Nicht mit ihr! Sie sinnt auf Rache und beginnt einen perfiden Plan zu schmieden. Einmal in ihrem Leben soll es umgekehrt zugehen und die Reichen sollen für sie bluten. Doch ein Plan dieser Größenordnung lässt sich nicht allein in die Tat umsetzen. Bald schon finden sich so einige Mitstreiterinnen ein, um den Raub des Jahrhunderts zu realisieren. Irgendwie scheinen alle miteinander verbandelt zu sein, ob nun verwandtschaftlich oder auf andere Weise. Allen voran die resolute Mrs Bone, die als Geldgeberin fungiert, dicht gefolgt von Mrs. Kings engster Freundin Winnie, der Schauspielerin Hephzibah, den zwei Janes sowie der jungen Alice, der bei der Hausherrin eine besondere Rolle zuteilwerden wird. Jede spielt ihren Part doch schnell kristallisiert sich heraus, dass hinter ihrer Motivation weit mehr als nur das lockende Geld liegt. Der Coup wird jedes einzelne ihrer Leben durcheinander wirbeln. Aber kann und wird er gelingen?

    Nicht nur das knallrote Cover mit der edlen goldenen Schrift hatte meine Neugier geweckt. Auch der Klappentext macht neugierig auf diese spannende Reise in das Dienstbotenreich einer Prunkvilla in London vor über hundert Jahren. Als großer Fan von „Downton Abbey“ und der alten Fernsehserie „Upstairs Downstairs“ war es fast ein Muss, mir diesen Roman einzuverleiben. Leider war er nicht ganz so rasant, wie ich es mir vorgestellt hatte, denn die Fülle der Informationen und die vielen mitspielenden Charaktere hinderten meinen Lesefluss besonders zu Anfang. Aber einmal eingelesen, ertappte ich mich dabei mitzufiebern und den Dienstboten trotz der Illegalität ihrer Handlungen fest die Daumen zu drücken. Den Schluss, ach eigentlich den ganzen Roman, hätte ich mir ein wenig runder gewünscht, dennoch vergebe ich hier gerne vier von fünf Sternen. Das Buch hebt sich definitiv von der breiten Masse ab. Eine tolle Idee mit kleinen Mängeln in der Umsetzung, nichtsdestoweniger empfehlenswert.

  1. 4
    17. Feb 2024 

    Downton Abbey trifft Ocean's Eleven

    London, 1905. Erst vor kurzer Zeit ist der Hausherr von Mayfair House, einer prachtvollen Villa auf der Park Lange verstorben. Nun hat die einzige Tochter das Kommando übernommen und plant – noch in der Trauerzeit – einen großen Kostümball, um sich endlich zu verheiraten. Mitten in diesen Geschehnissen wird die langjährige Haushälterin Mrs King entlassen und fasst einen kühnen Plan: Während des Balls will sie Mayfair House bis auf das letzte Möbelstück ausräumen. Ihre Truppe für diesen unmöglichen Job? Sechs ganz besondere Frauen.

    „Mayfair House“ ist der Debutroman des britischen Schriftstellers Alex Hay und wurde von Regina Rawlinson aus dem Englischen übersetzt. Erzählt wird im Wechsel aus der Perspektive der insgesamt sieben Frauen in der dritten Person und der Vergangenheitsform. Das führt dazu, dass wir zwar das Geschehen von allen Seiten betrachten könnten, aber leider mit jeder der Figuren nur eine recht begrenzte Zeit verbringen. Manche von ihnen hätte ich gerne noch etwas besser kennengelernt.

    In Mrs Kings „Diebesbande“ sind die unterschiedlichsten Charaktere vertreten: Mrs Bone, die toughe Geldgeberin, Winnie, Mrs Kings Freundin und Stütze, Hephzibah, eine Schauspielerin mit großen Träumen, die zwei Janes, ein talentiertes Artistenduo und schließlich die schüchterne Alice. Sie alle bekommen in Mrs Kings großem Plan ihre spezifische Rolle zugewiesen. Vordergründig geht es natürlich um die ungleiche Verteilung von Geld und Macht, aber im Verlauf der Handlung wird deutlich, dass hier noch viel mehr auf dem Spiel steht und die ein oder andere Ungerechtigkeit korrigiert werden soll.

    „Mayfair House“ ist im Prinzip eine Mischung aus „Downton Abbey“ und „Ocean‘s Eleven“ und das macht wirklich viel Spaß. Manchmal konnte ich allerdings dem komplizierten Plan nicht ganz folgen und einzelne Elemente wurden auch nicht aufgelöst oder wieder aufgegriffen. Auch die große Motivation hinter dem Raub bleibt am Ende nicht vollkommen plausibel. Dennoch ein absolut unterhaltsamer Heist-Roman mit sympathischen Frauenfiguren, die sich nehmen, was sie wollen und dennoch füreinander einstehen.