Federspiel: Thriller
Von einem Tag auf den anderen verschwindet die Fernsehmoderatorin Sarah Wagner. Ihr Chef Breinert beauftragt mit den Nachforschungen Christine Lenève, eine kämpferische Journalistin mit ausgezeichnetem Gespür für kriminalistisches Denken und Handeln und der Verbissenheit eines kleinen Kampfterriers. Schon einmal ist es ihr gelungen, einen Serientäter zu überführen. Doch in diesem Fall ist selbst Christine zunächst ratlos, sie ist sich zwar sicher, dass die kamera-besessene Sarah nicht einfach von selbst verschwunden ist, sondern entführt wurde, aber ansonsten gibt es wenig Anhaltspunkte. Unterstützung in ihrem Tun findet Christine in Albert, ihrem ehemaligen Partner. Er ist ihr eine große Hilfe, kennt er sich in Hackerkreisen bestens aus und weiß auch selbst, wie das eine oder andere System zu knacken ist. Einen ersten entscheidenden Hinweis erhält Christine jedoch von ganz unverhoffter Seite – Erik Bergmann, ein ehemaliger Polizeikommissar kann ganz entscheidend zu den Ermittlungen beitragen und er führt Christine und Albert auf die Spur von Ikarus, einem berüchtigten Serienmörder aus der ehemaligen DDR. Allerdings spannt auch Ikarus selbst seine Fäden und Christine befindet sich bald selbst in größter Gefahr.
Der Autor Oliver Ménard legt mit Federspiel einen wahrhaft meisterhaften Debüt-Thriller vor. Ein großes Lob an den Schreibstil des Autoren, dieser zeugt nämlich von großem Können. Oliver Ménard kann eine sehr versierte Ausdrucksweise sein eigen nennen, das macht das Lesen wunderbar angenehm und man findet sich schnell in das Buch hinein. Der Plot ist stimmig und fast schon nerven zerreißend spannend. Diesen Spannungsbogen kann der Autor fabelhaft aufrecht erhalten, von der ersten Seite bis zum fulminanten Schluss des Buches. Am liebsten möchte man den Thriller gar nicht mehr aus den Händen legen. Oliver Ménard hat ganz außergewöhnliche Charaktere erschaffen, Figuren, mit denen man mitfiebert, und die sehr wirklichkeitsnah entworfen sind. Das trifft natürlich im speziellen auf die Hauptfiguren zu, allerdings sind die Nebencharaktere ebenso liebevoll gestaltet. Der Autor hat wunderbare Szenen kreiert, die den Thriller unsagbar dramatisch und fesselnd machen und die eine düstere, bedrohliche Atmosphäre schaffen, ja beängstigend sind.
Dem Thriller vergebe ich seine wohl verdienten fünf von fünf möglichen Sternen und verleihe ihm noch ein Extra-Sternchen für besonders gelungene Hochspannung auf erstklassigem Niveau. Ich wurde bei der Lektüre außerordentlich gut unterhalten. Federspiel ist ein Thriller, der sämtliche Superlative mit seiner Intensität locker übertrifft.
Federspiel, kein Kinderspiel
Die investigative Journalistin Christine Lenève wird beauftragt, im Fall der verschwundenen Fernsehmoderatorin Sarah Wagner zu ermitteln. Mit ihrem Partner Albert, offiziell Wirtschaftsjournalist, inoffiziell begnadeter Hacker, begibt sie sich auf eine kriminelle Reise in die Vergangenheit. Denn der aktuelle Fall Wagner ähnelt den bizarren Morden des Serientäters Ikarus, den es gar nicht geben darf. Denn die Cold Cases wurden alle in der DDR verübt.
Oliver Ménards Thrillerdebüt ist durchaus spannend und wartet nach zwei Dritteln mit einer überraschenden Wendung auf. Hat man diese dann verdaut, weiß man aber sehr rasch, in welche Richtung die weitere Entwicklung führen muss. (eigentlich hofft man als versierte Krimileserin nach einer kurzen Weile, nicht schon wieder den richtigen Riecher für den Täter zu haben)
Mir persönlich waren die Folter- und Vergewaltigungsszenen etwas zu detailliert. Kann man mögen, muss ich aber nicht. Was ich aber mochte war die Vorstellung der überzeugenden Journalistin Lenève. Christine ist eine ungewöhnlich ernsthafte Frau, unnahbar, skeptisch, sarkastisch. Traumatisiert durch den Mord an ihrem Vater, einem französischen Polizeibeamten, braucht es lange, bis zu Vertrauen zu anderen entwickelt. Ein wenig zu furchtlos und einzelgängerisch, um ganz glaubhaft zu sein. Der ermittelnde Kriminalkommissar bleibt in diesem Band nur Randfigur.