25 letzte Sommer
Der Erzähler hat das Glück, an seinen freien Tagen die Zeit in einem Häuschen auf dem Lande verbringen zu können. Er und auch seine Familie lieben den Wechsel vom lebendigen Stadt- und ruhigen Landleben.
Dennoch fällt es ihm regelmäßig schwer abzuschalten. So viel ist permanent zu erledigen. Haufenweise Emails sind zu lesen, einige zu beantworten, berufliche Anrufe machen auch vor Wochenenden nicht halt… Der Erzähler ist in einem Daueranspannungszustand, aus dem er kaum mehr herausfindet.
An einem dieser Wochenenden ist er ohne Familie im Wochenendhaus und macht eines Morgens am See eine Bekanntschaft, die ihn prägen wird. Er lernt Karl kennen. Er ist um einiges älter als der Erzähler und hat viele Jahre zuvor eine Entscheidung getroffen, die sein Leben sehr zum Guten verändert und ihn selbst zufrieden und glücklich gemacht hat.
Beide Männer kommen ins Gespräch und sind sich auf Anhieb sympathisch. Sie werden das Wochenende gemeinsam verbringen mit vielen tiefsinnigen Gesprächen und Denkanstöße, mit Spaziergängen und gemeinsamem Essen. Es entsteht eine ganz besondere Männerfreundschaft und der Erzähler selbst schafft es endlich einmal zur Ruhe zu kommen.
Die Geschichte ist nicht lang, doch in ihrer Warmherzigkeit und Lebensweisheit absolut schön und tröstlich. Es sprüht einem so viel Liebe und Lebensfreude entgegen aus diesen Zeilen, dass mir das Lesen eine große Freude ist und mich liebevoll einhüllt. Ein kleiner Schatz zum Immerwiederlesen und Wohlfühlen. Hat mich total abgeholt, mich nachdenklich gemacht und mir sehr gut getan. Love it!
Mehr Ruhe statt ständigem E-Mails checken
Der Erzähler hat eine Frau, Kinder und einen Job, der es ihm ermöglicht, ein Wochenendhaus zu unterhalten. Aber irgendetwas stimmt nicht. Er hat schon lange keine Möglichkeit mehr, richtig herunterzufahren. Ständig denkt er nach über den nächsten Punkt auf der To-Do Liste und die nächste E-Mail, die noch beantwortet werden muss. Bis er eines morgens Karl beim Joggen begegnet. Dieser lädt ihn zum Kaffee ein und damit zeitgleich dazu, seine Einstellungen dem Leben gegenüber noch einmal zu überdenken.
Das Buch hat mir anfangs gut gefallen. Es hat formuliert, was ich manchmal bei mir und bei vielen Leuten, die ich kenne, beobachte. Dass man im Alltag feststeckt und gerade eine Sache geschafft hat und sich schon wieder um das Nächste kümmern muss. Dieser Überdruss des ständigen Machens. Dann lernen wir Karl kennen. Er ist eine aufgeschlossene Person, die direkt sehr offen auf den Erzähler zugeht, was mir sehr sympathisch war. Er regt einige Perspektivwechsel an und es ist schön, wie der Erzähler stellvertretend für die lesende Person, das Leben wieder mehr genießt.
Mit der Zeit war es dann jedoch leider so, dass sich Karl nicht mehr wie eine Person angefühlt hat, sondern wie ein Instrument, um dem Leser lehrreiche Anekdoten fürs Leben rüberzubringen. Was er ja auch theoretisch ist, aber es war meiner Meinung nach einfach zu offensichtlich.
Am Ende habe ich mich gefragt, ob ich vielleicht einfach nicht die Zielgruppe für das Buch war, auch wenn ich mich anfangs sehr angesprochen gefühlt habe.
Das Buch gibt auf jeden Fall Denkanstöße für überarbeitete und überoptimierte Menschen und solche, die befürchten, sie könnten jemals in ähnliche Routinen rutschen. Mir persönlich hat die Art und Weise, wie es verpackt war, nicht so gut gefallen, aber ich würde niemanden deshalb vom Buch abraten, vor allem weil es eine kurze Seitenlänge hat und sich gut wegliest.