Ein "schwarzer Punkt" in der weißen Welt des Balletts
Klappentext (gekürzt):
Er ist einer der ganz wenigen schwarzen Principal Dancer in den großen Ballet-Compagnien. Er war der erste "Black Romeo" an der Pariser Oper, für seine Interpretation des Sklaven Spartakus wurde er in Deutschland zum «Tänzer des Jahres» gewählt. Doch Zeit seines Lebens und auch auf seinem Karriereweg hat er immer wieder Rassismus und Ausgrenzung erfahren. Osiel Gouneos Autobiographie ist das Zeugnis einer eindrucksvollen Selbstermächtigung jenseits aller Klischees von Schwarz und Weiß.
Mein Lese-Eindruck:
Osiel Gueneo ist Erster Tänzer im Bayerischen Staatsballett, und ihn tanzen zu sehen ist ein Erlebnis. Die Schönheit seiner Sprünge, seine Ausdruckskraft, die Ästhetik seiner Bewegungen – man sitzt fasziniert und dankbar im Publikum. Für mich war klar: ich MUSS seine Biografie lesen, auch wenn Osiel Gueneo mit Mitte 30 noch zu jung für eine Biografie ist.
Das Buch ist eher ein Rückblick auf seine Kindheit auf Kuba, auf seine Familie, die vor einigen Generationen noch versklavt war, auf das Zusammenleben mit seinen geliebten Großeltern, die Zeit im Ballett-Internat und das stundenlange harte Training. Schon als Junge ist er, nach anfänglichem Missmut, dazu entschlossen, als Tänzer Karriere zu machen, was ihm dann auch gelingt. Osiel Gueneo ist heute einer der herausragendsten Ballerinos und, wie er selber sagt, als schwarzer Punkt in der weißen Welt des Balletts einer der wenigen Principal Dancer.
Damit klingt schon ein weiterer Themenbereich an, dem sich Gueneo als Afrokubaner widmet: dem Rassismus in der Welt des Balletts. Er erzählt von eigenen Erlebnissen und von Rollen, die ihm verweigert wurden; inwieweit das rassistische oder einfach nur Compagnie-interne Gründe hatte, kann man als Außenstehender nicht beurteilen. Aber dem Leser wird klar, dass Ballett kein isolierter Kunst-Raum ist, sondern dass es auch um gesellschaftliche Fragen geht. An mehreren Beispielen des klassischen Balletts zeigt Gueneo die Relevanz dieser Fragestellungen auf und fordert eine Neu-Interpretation, die sich befreit von kolonialen und imperialen Traditionen, um stattdessen die zeitlosen Inhalte deutlicher herauszustellen. Generell sollte für die Besetzung nicht das Denken in Schwarz-Weiß-Kategorien entscheidend sein, sondern allein die Qualität des Tänzers.
Ist ein schwarzer Schwanensee-Prinz vorstellbar? Aus eigenem Erleben weiß ich, dass man nur noch den Tänzer sieht und nicht die Hautfarbe. Warum also kein schwarzer Prinz Siegfried oder eine schwarze Giselle!
Gueneo wurde für seine Rolle in „Spartacus“ zum Tänzer des Jahres gekürt, zu Recht. Nach der Lektüre allerdings fragt man sich, ob Gueneo für diese Rolle eines Sklaven wegen seiner Hautfarbe ausgewählt wurde? Auch wenn der historische Spartakus kein Schwarzer war, sondern vermutlich aus Thrakien stammte, also weiß war? Wir aber mit dem Wort „Sklave“ einen Schwarzen verbinden? Welche schablonierten Denkweisen verstellen unseren Blick?
Nicht alle Aus- und Einlassungen Gueneos sind nachvollziehbar, v. a. was das Verhältnis von Kunst und Politik betrifft, aber bedenkenswert sie sie allemal.
Ein "schwarzer Punkt" in der weißen Welt des Balletts
Klappentext (gekürzt):
Er ist einer der ganz wenigen schwarzen Principal Dancer in den großen Ballet-Compagnien. Er war der erste "Black Romeo" an der Pariser Oper, für seine Interpretation des Sklaven Spartakus wurde er in Deutschland zum «Tänzer des Jahres» gewählt. Doch Zeit seines Lebens und auch auf seinem Karriereweg hat er immer wieder Rassismus und Ausgrenzung erfahren. Osiel Gouneos Autobiographie ist das Zeugnis einer eindrucksvollen Selbstermächtigung jenseits aller Klischees von Schwarz und Weiß.
Mein Lese-Eindruck:
Osiel Gueneo ist Erster Tänzer im Bayerischen Staatsballett, und ihn tanzen zu sehen ist ein Erlebnis. Die Schönheit seiner Sprünge, seine Ausdruckskraft, die Ästhetik seiner Bewegungen – man sitzt fasziniert und dankbar im Publikum. Für mich war klar: ich MUSS seine Biografie lesen, auch wenn Osiel Gueneo mit Mitte 30 noch zu jung für eine Biografie ist.
Das Buch ist eher ein Rückblick auf seine Kindheit auf Kuba, auf seine Familie, die vor einigen Generationen noch versklavt war, auf das Zusammenleben mit seinen geliebten Großeltern, die Zeit im Ballett-Internat und das stundenlange harte Training. Schon als Junge ist er, nach anfänglichem Missmut, dazu entschlossen, als Tänzer Karriere zu machen, was ihm dann auch gelingt. Osiel Gueneo ist heute einer der herausragendsten Ballerinos und, wie er selber sagt, als schwarzer Punkt in der weißen Welt des Balletts einer der wenigen Principal Dancer.
Damit klingt schon ein weiterer Themenbereich an, dem sich Gueneo als Afrokubaner widmet: dem Rassismus in der Welt des Balletts. Er erzählt von eigenen Erlebnissen und von Rollen, die ihm verweigert wurden; inwieweit das rassistische oder einfach nur Compagnie-interne Gründe hatte, kann man als Außenstehender nicht beurteilen. Aber dem Leser wird klar, dass Ballett kein isolierter Kunst-Raum ist, sondern dass es auch um gesellschaftliche Fragen geht. An mehreren Beispielen des klassischen Balletts zeigt Gueneo die Relevanz dieser Fragestellungen auf und fordert eine Neu-Interpretation, die sich befreit von kolonialen und imperialen Traditionen, um stattdessen die zeitlosen Inhalte deutlicher herauszustellen. Generell sollte für die Besetzung nicht das Denken in Schwarz-Weiß-Kategorien entscheidend sein, sondern allein die Qualität des Tänzers.
Ist ein schwarzer Schwanensee-Prinz vorstellbar? Aus eigenem Erleben weiß ich, dass man nur noch den Tänzer sieht und nicht die Hautfarbe. Warum also kein schwarzer Prinz Siegfried oder eine schwarze Giselle!
Gueneo wurde für seine Rolle in „Spartacus“ zum Tänzer des Jahres gekürt, zu Recht. Nach der Lektüre allerdings fragt man sich, ob Gueneo für diese Rolle eines Sklaven wegen seiner Hautfarbe ausgewählt wurde? Auch wenn der historische Spartakus kein Schwarzer war, sondern vermutlich aus Thrakien stammte, also weiß war? Wir aber mit dem Wort „Sklave“ einen Schwarzen verbinden? Welche schablonierten Denkweisen verstellen unseren Blick?
Nicht alle Aus- und Einlassungen Gueneos sind nachvollziehbar, v. a. was das Verhältnis von Kunst und Politik betrifft, aber bedenkenswert sie sie allemal.