Lichtjahre im Dunkel
Der Ehemann Viola Ahorns ist verschwunden und die Frau ist nicht sicher, ob sie ihn wiederhaben will. Aber man sucht doch, oder? In der Polizei sieht sie keine Hilfe und so engagiert sie die Detektei in der Tabor Süden der einzige Mitarbeiter ist. Eine Vermissung, so nennt er das. Obwohl die Frau ihm nicht besonders sympathisch ist, ein Verschwundener muss doch gefunden werden. Zunächst versucht Süden die letzten bekannten Schritte von Leo Ahorn zu finden. Doch viel erfährt er nicht, das Geschäft ist heruntergewirtschaftet, Ahorn häufiger in der Kneipe und er fotografiert gerne. Keine guten Voraussetzungen für eine intensive Suche.
Eine Vermisstensache, die nicht nur für Tabor Süden Fragen aufwirft, sondern bald auch die Kommissarin Fariza Nasri. So unbedingt will Tabor Süden nicht mehr soviel arbeiten. Es sind auch nicht immer Fälle da, die seine Chefin ihm zuteilen kann. Doch gerade in letzter Zeit lief es gut und diese Vermissung wird er auch ihrgendwie klären. Ist Leo Ahorn vielleicht sogar freiwillig abgehauen. Das Recht hat er als Erwachsener schließlich. Doch Süden hat ein ungutes Gefühl, zurecht, wie sich bald herausstellen wird. Und wie soll er der Viola Ahorn begegnen, die so kalt wirkt?
Der ehemalige Polizist und jetzige Privatdetektiv Tabor Süden hat eine spezielle Art an Fälle heranzugehen. Es ist als nähere er sich von der Seite, von hinten, ohne es merken zu lassen, immer auf seine spezielle Art und manchmal sind Lösungen einfach da. Fariza Nasri ist dagegen sehr geradeaus und zielstrebig. Ihre Ansätze sind also etwas gegensätzlich, doch die ergänzen sich gut. Das Verschwinden von Leo Ahorn ist zunächst sehr rätselhaft. Die Vermissung als solche wird bald geklärt. Was danach folgt ist eine spannende, teils auch verwirrende Karussellfahrt durch die Gedankenwelt verschiedener Personen. Man kann sich darin vertiefen oder auch verlieren. Wie gewohnt gelingt es dem Autor seine Leser zu packen und nicht mehr loszulassen bis eine Art Lösung präsentiert ist. Obwohl man sich manchmal mehr Klarheit und Eindeutigkeit wünschen würde, hat man einen fesselnden Roman, der einen noch weiter beschäftigt.
Das Cover mit den Menschen auf dem Zebrastreifen soll vielleicht die Verschwommenheit und die Zweideutigkeit einiger beteiligter Personen andeuten.
Wer hat Leo Ahorn getötet?
In München verschwindet der Schreibwarenhändler Leo Ahorn spurlos. Seine Frau Viola engagiert Privatdetektiv Tabor Süden, weil sie auf keinen Fall die Polizei einschalten will. Sie ist nicht einmal sicher, dass sie ihren Mann wiedersehen möchte. Die Ehe war am Ende, die Firma kurz vor der Insolvenz. Süden befragt die Ehefrau und den Nachbarn Georg Kramer, der früher das Umzugsunternehmen seines Vaters geführt hat, sowie einige Kneipenbekanntschaften des Verschwundenen und das Personal seiner Stammkneipe. Einige Tage bleibt die Suche ergebnislos. Dann wird in dem Auto eines Nachtclubbesitzers eine männliche Leiche gefunden. Es handelt sich um Leo Ahorn. Georg Kramer gerät immer stärker unter Verdacht, weil Ahorn ihn immer wieder um ein Darlehen gebeten hat, um ein neues Unternehmen zu gründen. Es gibt zudem Zeugen für einen Streit der beiden Männer in der Nacht von Leos Verschwinden. In dem Lokal hielt sich auch immer wieder ein Mann namens Sandro Fels auf, der Ahorn und Kramer beobachtete. Auch er gehört zu den Verdächtigen.
Im Lauf der Geschichte erfährt der Leser, wie die Schicksale dieser vier Menschen – Leo und Viola Ahorn, Georg Kramer und Sandro Fels – zusammenhängen. Erstaunlicherweise haben mehrere dieser Personen in ihrem Leben bereits getötet. Wer war es nun wirklich? Das mag spannend klingen, ist es aber nicht wirklich. Mir hat Friedrich Anis neuer Roman nicht besonders gefallen. Es passiert zu wenig, und die Darstellung ist viel zu breit. Für mich ist “Lichtjahre im Dunkel“ jedenfalls nicht Anis stärkstes Buch.