Dieses schöne Leben: Roman
Inhalt:
-----------
Clover ist sechsunddreißig Jahre alt und ihr Beruf ist Sterbe-Doula.Sie begleitet Menschen die letzten verbleibenden Wochen, Tage oder Stunden bis in den Tod, damit sie nicht einsam sterben müssen. Sie ist sehr gebildet und einfühlsam. Auch ihr Leben ist von Einsamkeit geprägt, sie scheut Gefühle und Beziehungen zu anderen Menschen. Doch dann begegnet sie bei einem Death Café Sebastian, der sie beauftragt, seine sterbenskranke Großmutter Claudia zu begleiten. Claudia ist trotz ihrer Krankheit eine starke, humorvolle Frau, die jedoch ein Geheimnis mit sich herumträgt. Gemeinsam mit Sebastian macht sich Clover auf die Suche, um Claudia vor ihrem Tod noch Frieden zu schließen. Dies und weitere Gegebenheiten führen dazu, dass Clovers eigenes Leben gehörig auf den Kopf gestellt wird. Sie lässt sich auf andere Menschen ein und findet einen Weg, besser zu leben und zu lieben.
Mein Eindruck:
-----------
"Mit wenig macht man sich verletzlicher als mit einem offen ausgedrückten »Ich liebe dich«. Zumindest ist es das, was ich immer wieder heraushörte, wenn andere Menschen darüber sprachen, denn ich selbst hatte diese Worte noch nie in den Mund genommen, und es hatte sie auch noch nie jemand zu mir gesagt. Meine Eltern hatten ihre Zuneigung nicht gerade offen bekundet, weder verbal noch anderweitig. Und obwohl ich wusste, dass mein Großvater mich mehr geliebt hatte als irgendjemand sonst, hatte er es nie laut ausgesprochen. Soweit ich das also beurteilen konnte, war »Ich liebe dich« eines der schwierigsten Dinge, die man mit Worten ausdrücken konnte. Natürlich nicht, weil es besonders kompliziert auszusprechen wäre (dieser Titel ging meiner Meinung nach an das Wort »Synekdoche«), sondern wegen seiner Bedeutungsschwere. Es scheint einem geradezu auf der Zunge zu zappeln wie ein Kind vor seinem ersten Sprung in ein Schwimmbecken. Das Herz hüpft, der Puls rast, und man fragt sich, ob es zu spät für einen Rückzieher ist."
Die Handlung ist aus Clovers Sicht in der Ich-Form erzählt. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen und habe einige Gemeinsamkeiten mit ihr entdeckt.
Sie führt als Sterbebegleiterin drei Arten von Tagebüchern, in die sie sich die letzten Gedanken ihrer sterbenden Klienten notiert: "Dinge, von denen sie sich wünschten, sie hätten sie anders gemacht, Dinge, die sie im Laufe ihres Lebens gelernt hatten, oder Geheimnisse, die sie bewahrt hatten und die sie nun bereit waren zu enthüllen."
Clover liest täglich in den Büchern und geht den letzten Wünschen und Gedanken der Verstorbenen nach. Dabei verpasst sie aber ihr eigenes Leben. Clover lebt eher in ihrer Fantasiewelt als in der Realität, da man in der Fantasie nicht enttäuscht werden kann. Das konnte ich gut nachvollziehen. Mir gefielen ihre Gedanken über das Leben und Sterben, hierzu habe ich mir viele Abschnitte des Buches als Zitate notiert.
Die ganze Handlung ist voller philosophischer, aber auch humorvoller Momente. Ich habe viel geschmunzelt, aber auch ein paar Tränen vergossen.
Obwohl ich eher keine Liebesgeschichten lese, gefiel es mir, wie Clover nebenher und mit einigen überraschenden Wendungen doch noch zu ihrer Form von Liebe findet.
Die Geschichte war einfach wunderschön und hatte ein gewisses Happy End, ohne kitschig zu sein, und enthielt dabei viele Dinge, die mich im Nachhinein noch beschäftigt haben. Eine klare Leseempfehlung!
Fazit:
-----------
Warmherziger und klug geschriebener Roman über das Leben, das Sterben und die Liebe
Clovers Eltern sind bei einem Unfall verstorben als sie sechs Jahre alt war. In diesem Unglück lag auch ein kleines Glück, denn so konnte sie bei ihrem Großvater Patrick aufwachsen, einem Universitätsprofessor. Ihm hat sie so viel zu verdanken, doch als er starb konnte sie nicht bei ihm sein, weil sie im Ausland studierte. Nach seinem Tod hat Clover begonnen als Sterbebegleiterin tätig zu sein. Mit ihrem Hund George und den beiden Katzen lebt sie immer noch in des Großvaters Wohnung, Veränderungen mag sie nicht. Ihr einziger Freund ist der 87jährige Leo. Clover ist nicht sehr erfreut als eine neue Nachbarin einzieht. Und ihr neuer Auftrag der Begleitung der 91jährigen Claudia ist erfüllend und herausfordernd zugleich.
Wie lange dauert Trauer? Ihr Großvater ist schon seit dreizehn Jahren nicht mehr da und Clover vermisst ihn immer noch. Doch auch wenn die Trauer nie ganz verschwindet, vielleicht wird sie irgendwann doch weniger raumgreifend. Claudia ist eine faszinierende Persönlichkeit mit einer ganz eigenen Geschichte und trotz des nahenden Todes hat sie noch viel zu geben. Nicht nur Claudia erlebt eine schöne letzte Zeit, auch Clover erlebt durch Claudia eine Veränderung. Ein Ende kann auch ein Anfang sein. Leben sollte man das Leben, vielleicht ist dann der Tod nicht mehr ganz so furchtbar.
So viel beschäftigt man sich vielleicht nicht mit dem Tod und doch gehört er zum Leben. Jeder hat sicher schon einen lieben Menschen verloren. Wie man bei allem Verlust und der Trauer doch ein positiver Mensch bleiben oder werden kann, zeigt die Autorin mit ihrer Hauptperson Clover. Clover gibt den Sterbenden eine liebevolle letzte Gegenwart, sie muss erst lernen auch Liebe und Freundschaft zu empfangen. Wie sie aus ihrer Trauer wächst und zu einem noch lebensbejahenderen Menschen wird, ist berührend zu lesen. Die Lektüre dieses warmherzigen Romans weckt auch Erinnerungen an eigene liebe Menschen, über deren Verlust die Trauer zwar kleiner geworden, die aber nicht vergessen sind, genauso wie die Gedanken an die Lebenden, die man im Herzen hat.
Das Cover wirkt irgendwie wie eine gemalte Version des Parfüms.
4,5 Sterne
Man muss auch leben
Clover ist bei ihrem Großvater, einem Professor in New York, aufgewachsen. Nachdem er unerwartet stirbt, bleibt sie in der Wohnung und lebt dort alleine weiter. Sie beschließt Sterbebegleiterin zu werden. So begegnet sie Claudia, einer alten Dame, die ihre große Liebe noch einmal sehen will.
Leider muss ich sagen, dass meine Erwartungen an diesen Roman nicht erfüllt wurden. Der Klappentext klang vielversprechend, doch leider hat die Autorin mich nicht überzeugen können.
Clover hat ein liebevolles Verhältnis zu ihrem Großvater. Es bedrückt sie, dass sie in seiner letzten Stunde nicht bei ihm war, denn sie war verreist. Daraus resultiert auch ihr Berufswunsch, der ihr Kraft gibt. Ansonsten lebt sie zurückgezogen, umgeben von Büchern, und hat keine Freunde. Ihre Klienten sind froh, dass sie so eine empathische Begleitung haben, die auf sie eingeht. Das ist eine Seite, die mir an der Protagonistin gefallen hat: Sie geht vollkommen problemlos mit einem schwierigen Thema um, mit dem sich viele gar nicht erst beschäftigen wollen.
Doch es braucht Anstöße von außen, damit Clover spürt, dass in ihrem Leben etwas fehlt und dass sie ihr eigenes Leben leben muss. Diese Entwicklung braucht seine Zeit, mir dauerte das zu lange und dann ging es plötzlich ziemlich schnell. Ich konnte keine Bindung zu Clover herstellen, da sie doch die ganze Zeit sehr blass blieb.
Eine Geschichte die nachdenklich stimmt.