Die mörderischen Cunninghams

Buchseite und Rezensionen zu 'Die mörderischen Cunninghams' von Benjamin Stevenson
4.2
4.2 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die mörderischen Cunninghams"

Format:Broschiert
Seiten:384
EAN:9783471360576

Rezensionen zu "Die mörderischen Cunninghams"

  1. Mörderisch gut!

    Cover:
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    Bereits das Titelbild hat mir sehr gut gefallen. Man sieht gleich bei dem ganzen Blut, dass es ein Krimi ist. Durch das Männchen, halb im Schnee steckend, die Taube und den einen Ski-Stock am Rande sowie durch die Farbgebung insgesamt, merkt man, dass es eher in Richtung Cosy Crime mit Humor geht. Meine Neugier war geweckt!

    Inhalt:
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    Ernest Cunningham nimmt an einem Familientreffen auf einer einsamen Ski-Hütte in den Bergen teil. Doch dieses Treffen ist kein gewöhnliches. Die Familie ist sehr skurril, es gibt plötzlich eine Leiche und später noch mehr und nebenher werden so einige Familiengeheimnisse offenbart, die alles auf den Kopf stellen, was vorher klar erschien.

    Mein Eindruck:
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    "Im Goldenen Zeitalter des Kriminalromans spielte Ehrlichkeit eine große Rolle, bei den Christies und den Chestertons. Ich weiß das, denn ich schreibe Bücher darüber, wie man Bücher schreibt. Es gibt nämlich Regeln dafür. Ein Typ namens Ronald Knox, der damals zu den Großen gehörte, schrieb sie auf und nannte sie ein wenig hochtrabend »Die Zehn Gebote«. Sie stehen auf der ersten Seite dieses Buchs als Epigraf, das die meisten Leserinnen und Leser überschlagen. Aber glauben Sie mir, es lohnt sich, darauf zurückzugreifen. Vielleicht sollten Sie ein Eselsohr machen. Ich möchte Sie an dieser Stelle nicht mit allzu vielen Details langweilen, aber es läuft auf Folgendes hinaus: Die wichtigste Regel aus dem Goldenen Zeitalter lautet Fairplay."

    Die Beschreibung "Knives Out meets Agatha Christie und den Donnerstagsmordclub" hat mich schon magisch angezogen, da ich besonders die ersten beiden genannten sehr mag. Und ich muss sagen, es ist nicht zu viel versprochen worden.

    Der Anfang war etwas holprig, da viele Personen eingeführt wurden und es empfiehlt sich, sehr genau zu lesen, denn jeder Hinweis könnte wichtig sein. Die Handlung ist aus der Sicht von Ernest geschrieben, der Bücher über das Schreiben von Krimibüchern schreibt. Dabei lässt er immer wieder eine der 10 Regeln von Knox geschickt einfließen, die zu Beginn des Romans aufgelistet sind. Nach ein paar Seiten war ich schnell in der Handlung drin und hätte das Buch am liebsten nicht mehr aus der Hand gelegt. Ich mochte Ernest, der quasi das schwarze Schaf der Familie ist, weil er die verbrecherischen Taten seiner Verwandten nicht gutheißt. Er schildert alles mit einer Raffinesse, durchzogen von schwarzem Humor, aber teilweise überraschte er mich auch durch seine einfühlsame und menschliche Art. Die Handlung nimmt mehrere unerwartete Wendungen und endet - ganz im Stil von Agatha Christies Poirot - in einem Moment, in dem der Erzähler alle (übrig gebliebenen) Betroffenen zusammenruft, um den Fall schlüssig und unterhaltsam zu lösen.
    Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, ich liebe diese Art von Krimis und freue mich auf ein Wiederlesen mit den Cunninghams oder zumindest mit Ernest!

    Fazit:
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    Unterhaltsamer Cosy Crime mit schwarzem Humor, überraschenden Wendungen und einem sympathischen Erzähler.

  1. Ungewöhnliches Familientreffen

    Ernest Cunningham hat eigentlich mit seiner Familie nicht mehr viel am Hut. Er ist das schwarze Schaf der Familie, denn er hat seinen Bruder Michael wegen Mordes verpfiffen. Doch diese Mal ist er erstmals wieder beim alljährlichen Familientreffen dabei, welches in einem tiefverschneiten Ski-Ressort stattfindet. Und auch Michael, frisch aus dem Knast entlassen, wird erwartet. Doch am Abend vor seiner Ankunft wird eine Leiche im Schnee gefunden. Die örtliche Polizei scheint überfordert und Ernie kann gar nicht anders als zu ermitteln.
    Diese Story ist alles andere als gewöhnlich, wer einen Krimi a la Agatha Christie erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt. Die Geschichte wird aus Sicht von Ernie erzählt. Gleich zu Beginn erklärt er dem Leser die "10 Gebote für einen guten Krimi", auch während der Handlung spricht er immer wieder uns als Leser direkt an. Diese ungewöhnliche Erzählweise fand ich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig aber sehr amüsant. Sie sorgt das ganze Buch über für einige Schmunzel-Momente.
    Ernie's Ermittlungsarbeit ist wirklich clever und seine Art der Herangehensweise animierte mich auf jeden Fall zum Miträtseln. Was sich anfangs wie ein Fehler in der Handlung aussieht, entpuppt sich später als wichtiges Detail für die Auflösung. Die Protagonisten wurden bildlich sehr gut in Szene gesetzt, ich hatte bei jedem sofort ein Bild vor Augen. Jeder aus der Familie hat ein Geheimnis und somit hält die Story so einige Überraschungen parat.
    Sei es die ungewöhnliche Mordmethode oder die unterschiedlichen skurrilen Charaktere, dieser Krimi hat mich sehr gut unterhalten.

  1. 3
    23. Nov 2023 

    Von allem etwas zu viel

    Es ist das erste Familientreffen seit Jahren für Sachbuchautor Ernest Cunningham, doch dieses Mal ist alles anders: Sein Zwillingsbruder Michael soll an diesem Wochenende aus dem Gefängnis entlassen werden, in welchem er wegen Mordes eingesessen hat – eine Begegnung, die Ernest sich nicht unbedingt herbeiwünscht, denn er hat Michael überhaupt erst dorthin gebracht. Als dann das gebuchte Skiressort eingeschneit und vor der Tür eine Leiche gefunden wird, droht die Situation zu eskalieren.

    „Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen“ ist der erste Band der Reihe um „Die mörderischen Cunninghams“ aus der Feder des Stand-up-Comedians Benjamin Stevenson. Die Fortsetzung erscheint bereits im August 2024 auf Deutsch, beide Teile wurden von Robert Brack übersetzt. Die Handlung erzählt Protagonist Ernest selbst und wendet sich dabei immer wieder an seine Leserschaft. Er mache humorige Kommentare, springt zwischen unterschiedlichen Zeitebenen und deutet auch immer wieder voraus. Das geht so weit, dass er sogar verrät, auf welcher Seite des Buches jemand sterben wird.

    Die Cunninghams sind eine durch und durch seltsame Familie. Ernests Vater, ein Kleinkrimineller, ist verstorben, die Mutter hat kein freundliches Wort für ihren Sohn übrig. Das liegt zuerst einmal daran, dass er vor Gericht gegen seinen Bruder ausgesagt hat; im Verlauf der Handlung wird jedoch deutlich, dass hier noch mehr im Argen liegt. Ernest selbst ist Autor von Ratgebern, wie man einen guten Krimi schreibt und in dieser Manier macht er sich auch an die Auflösung des Falls. Der Rest der Familie hat ebenfalls schwerwiegende Probleme und benimmt sich zunehmend verdächtig, denn jeder von ihnen – so deutet Ernest das an – hat mindestens eine andere Person auf dem Gewissen.

    Die eigentliche Kriminalgeschichte hat gute, klassische Elemente (zum Beispiel den abgeschlossenen Tatort und den Amateurdetektiv), aber an vielen Stellen übertreibt Benjamin Stevenson es auch. Vielleicht eine Berufskrankheit? Die ständigen Wendungen an ein Publikum, die Verwicklungen, in die wirkliches jedes Familienmitglied geraten ist und dann noch ein grausamer Serienmörder – das ist einfach zu viel.

  1. 4
    19. Nov 2023 

    In der Familie hat jeder eine Leiche im Keller...

    Eine mörderisch nette Familie: Ernie Cunningham, passionierter Krimi-Liebhaber, nimmt nur widerwillig am ersten Familientreffen seit Jahren teil. Seit er seinen Bruder Michael wegen Mordes angezeigt hat, hängt der Haussegen schief. Dass dann ausgerechnet am Vorabend von Michaels Ankunft auch prompt eine Leiche in dem isoliert liegenden Skiressort auftaucht, macht die Stimmung bei den eingeschneiten Cunninghams nicht unbedingt besser. Da von der Außenwelt keine Hilfe zu erwarten ist, stürzt sich Ernie Kraft seines geballten Kriminalwissens in die Ermittlungen, um weitere Todesfälle zu verhindern. Doch wem kann man trauen, wenn buchstäblich jeder mindestens eine Leiche im Keller hat? (Verlagsbeschreibung)

    Ein abgeschiedenes Skiresort in den australischen Bergen, ein Mord, eine unbekannte Leiche, viele potenzielle Verdächtige - ein klassischer Krimi. Naja, ganz so klassisch vielleicht nicht, Ernie Cunningham, der hier über die Ereignisse des Famlientreffens berichtet, tut jedenfalls alles dafür, den Leser in komplette Verwirrung zu stürzen. Was aber nicht schlimm ist, denn er tut dies mit einem ganz eigenen Charme.

    Eddie selbst fährt nur widerwillig zu diesem Familientreffen, denn er ist vor einigen Jahren in Ungnade gefallen, als er dafür gesorgt hat, dass sein Bruder Michael wegen Mordes ins Gefängnis kam. Seither spricht seine Mutter kein Wort mehr mit ihm, und auch die anderen Familienmitglieder sind größtenteils sehr zurückhaltend, was seine Person anbelangt.

    Was bei dem Treffen schnell deutlich wird: hier hat jeder seine Geheimnisse, vieles wird nur angedeutet, man redet oft eher über jemanden als mit ihm, die Sympathien erstrecken sich nicht gleichmäßig auf alle Familienmitglieder - und zu allem Überfluss findet man auch noch gleich am ersten Tag eine Leiche im Schnee. Der hinzugeeilte Dorfpolizist steht allein auf weiter Flur, da die schlechten Wetterbedingungen verhindern, dass die zuständigen Einsatzkräfte anreisen können.

    Verdächtig ist erst einmal jeder, und Ernie tut alles dafür, den Fall so schnell wie möglich aufzuklären. Er traut dem Dorfpolizisten viel zu, aber kein kriminalistisches Gespür. Und Ernie selbst schreibt schließlich Ratgeber für Krimiautoren - und wenn er sich nur an die eigenen Regeln hält, sollte der Fall doch zu lösen sein? Naja, eines sei hiermit schon einmal verraten: bei dem einen Toten bleibt es an diesem Wochenende nicht...

    Schrägt und witzig kommt dieser Whodunit-Krimi daher, hervorragend vertont von Simon Jäger (ungekürzte Hörbuchausgabe: 11 Stunden und 43 Minuten). Er greift die trocken-pragmatische Erzählweise mit dem fast ungewollt wirkenden Humor, den oftmals scharfzüngigen Dialogen und den leichten Anflügen von Zynismus ausgezeichnet auf und sorgt damit für einen besonderen Hörspaß.

    Nach dem aufregenden Auftakt zieht sich die Erzählung zwischendurch zwar etwas in die Länge, dafür gibt es dann aber so viele überraschende Wendungen, dass ich beim Hören manchmal nicht mehr wusste, woran ich war. Verwirrung auf die Spitze getrieben - aber gekonnt. Die Auflösung (wer?) ließ sich irgendwann erahnen, das warum? wurde dagegen erst gegen Ende ersichtlich.

    Alles in allem ein unterhaltsamer, verwirrend-spannender Krimi, der Lust macht auf ein Wiederhören mit den Cunninghams. Band zwei soll demnächst erscheinen - ich bin dabei!

    © Parden

  1. 4
    29. Okt 2023 

    Made in Australia

    Familientreffen der Cunninghams und Ernie nimmt teil. Seit er vor drei Jahren vor Gericht gegen seinen Bruder Michael ausgesagt hat, ist er das schwärzeste Schaf der Familie. Doch diesem Treffen konnte er sich nicht entziehen. Und nun ist er mal wieder zu spät, was ihn die anderen gleich spüren lassen. Bald wird jedoch eine Leiche auf dem Gelände des Hotels gefunden und Ernie, der Schriftsteller von Ratgebern à la „Wie schreibt man einen Kriminalroman“ ist, will die Umstände des Todesfalls aufklären. Schließlich haben alle Cunninghams schon mal jemanden umgebracht. Es gilt die Familie zu schützen.

    Dies ist der erste Teil einer Reihe um die mörderischen Cunninghams. Ernest Cunningham berichtet von den Ereignissen, die ein Teil der Familiengeschichte sind. Vor vielen Jahren ist der Vater Robert Cunningham bei einem Überfall umgekommen und schon davor wurde eine Kette von Ereignissen ausgelöst, welche die Familie letztlich in dem Resort zusammengeführt haben. Michaels Haftstrafe ist vorbei und so wird auch er eintreffen, allerdings erst am nächsten Tag.

    Das Buch beginnt mit einem Zitat der zehn Gebote des Detektivromans. Aus Ernies Sicht wird berichtet und er macht kein Hehl daraus, dass er den Ablauf des Treffens dokumentiert. Seine Erfahrung als Autor von Ratgebern kommt ihm dabei sehr zugute. Das ist mal ein anderer und sehr witziger Ansatz. So als müsse man immer ein wenig um die Ecke denken, um alles zu erfassen. Obwohl zu Beginn der Eindruck entsteht, es würde ein wenig weit ausgeholt, so bekommt im Fortgang der Handlung doch alles seinen Platz. Die Anleihen beim klassischen Detektivroman sind offen und offensichtlich und auch das macht einen Reiz aus. Dieser Kriminalroman ist eben etwas anders. Die Cunninghams sind tatsächlich recht mörderisch, doch wenn man schließlich erfahren hat, welche Zusammenhänge bestehen, sind die meisten doch irgendwie sympathisch. Lest mehr Krimis aus Australien, schreibt der Autor in seiner Danksagung und das kann man sich gerne zu Herzen nehmen.

    Das Cover ist passend zum Roman sehr auffällig und etliche Elemente, des Buches werden auf stimmige Art und Weise aufgegriffen.