Nincshof: Roman
Ehrlich gesagt hatte ich eine komplett andere Erwartungshaltung als das was ich dann tatsächlich geboten bekam und dies war gar nicht mal so übel.
Die Idee der Debütantin Johanna Sebauer ist aus dem Alltag gegriffen, denn viele Menschen sehnen sich danach aus der Alltagstretmühle und der hektischen Stadt zu verschwinden und ein beschaulicheres Leben zu führen. Dass dann aber direkt ein ganzer Ort verschwinden soll, das ist dann doch neu und ehrlicherweise wäre zumindest ich nie auf so eine Idee bekommen.
Es wird sehr gut dargestellt wie die Reibereien zwischen "altem" Dorfbestand und den Neuankömmlingen entstehen und es las sich durchaus amüsant. Zudem gibt es jede Menge Skurriles bzw. Dinge, die man als Frau gern in der Gesellschaft hätte, die es aber schlichtweg bei uns leider nicht gibt wie dass mehrheitlich die Damenwelt das Sagen hat wie im Roman zum Beispiel die Wirtin die wichtigste Person ist und nicht der Bürgermeister.
Man liest sich die die fast 400 Seiten mit viel Freude, nur zum Ende hin geht beim Erzählen etwas die Luft raus, weil sich dann doch alles fügt wie der Leser es vermutet, es keine extremen Plottwists gibt oder eine großartige Überraschung. Das macht weder das Buch noch das Ende schlecht, nur wünscht man sich zum Ende den Pepp des Anfangs.
Fazit: Durchaus mal etwas Anderes und wirklich enorm erfrischend. Klasse!
Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich zuerst auf Grund der Andersartigkeit des Coverdesigns. Man fragt sich sofort, was dahinterstehen könnte, erfährt es natürlich erst im Buch.
Schon wie das Buch beginnt spricht für sich. Nincshof ist das Dorf. Kurz darauf steht, Nincshof duckt sich. Das personalisierte Dorf, also. Mit Eigenleben. Da ich selbst vom dorf komme, kann ich das ganz gut beurteilen. Zumindest aus der Sichtweise wie Dörfer früher mal waren. Als Erna Rohdiebl eine Diabetes Diagnose bekommt, ist die Rede davon, dass sie ja eigentlich auch Diabetesrisikominderndes nacht. Alleine diese Wortschöpfung und ihr Verhalten führt mir sofort eine Nachbarin vor Augen, die das ganz genauso handhabte.
Das Dorf wird hier präsentiert als das übliche. Mit Bäckerei, Wirtshaus etc. Fürher ja, heute kaum noch. Vielleicht ist das ja in Österreich anders, aber ich glaube es kaum.
Obwohl Nincshof also die Idealvorstellung eines Dorfes ist, tut das dem Buch keinen Abbruch. Sehr amüsant geschrieben, nicht nur für Menschen, die das Dorfleben kennen. Allein schon die Sprache tut sehr viel dafür, mit einer Leichtigkeit und immer unterschwelligem Humor, dass jeder das Buch mit Genuss lesen kann. Und nebenbei auch eine Botchaft vernimmt. Ob er will oder nicht.
Klappentext:
„Nincshof, ein kleines Dorf an der österreichisch-ungarischen Grenze, soll vergessen werden. So der Plan dreier Männer, die sich »die Oblivisten« nennen und raus wollen aus der hektischen Zeit. Wenn niemand mehr von ihnen weiß, können sie und das ganze Dorf in Freiheit und Ruhe leben. Laut Legende ist das in Nincshof schon einmal so gewesen. Ausgerechnet die alte Erna Rohdiebl soll dabei helfen, dass dieses Vorhaben gelingt, denn die drei Männer glauben, dass die alte Frau die Freiheit im Blut hat und daher genau die Richtige für ihre Bewegung ist. Erna Rohdiebl wiederum hat in ihrem langen Leben selten Dümmeres als die Idee zu verschwinden gehört, aber ihre Neugierde siegt. Abend für Abend poltern die Oblivisten an ihre Eckbank und plotten bei Speckbroten und Pusztafeigenschnaps ihr Verschwinden. Alles scheint nach Plan zu verlaufen. Wenn da nicht die Neuen aus der Stadt wären. Ein turbulenter Sommer nimmt seinen Lauf!“
Autorin Johanna Sebauer greift in ihrem Buch „Nincshof“ ein mehr als aktuelles Thema auf: der Rückzug aus dem Hier und Jetzt, das Verschwinden aus dem Alttag. Sie fragen sich jetzt warum das sinnvoll sein sollte? Der Ort NIncshof wünscht sich nichts mehr als seine alte Ruhe zurück, seinen „geregelten Gang“, seine Beschaulichkeit, seine Freiheit. Die großen Kämpfer nennen sich hier „Oblivisten“. Eine Art Guerillakämpfer nur eben von der österreichisch-ungarischen Grenze. Ich muss zugeben, mir fehlt hier der Tiefgang nach dem „Warum?“ - Warum und aus welchen Gründen will das Dorf ihre Ruhe und Freiheit zurück? Ein Stück dazu wird schon aufgeklärt, mir aber war es zu wenig. Ist es wegen den Touristen? Wegen der Politik? Ist die politische Gesinnung komplett in Nincshof im Wandel? Was ist das Bestreben der Menschen dort um diesen expliziten Wandel zu wollen? Stehen alle Bürger dahinter? Eine weitere Hauptfigur in der Geschichte ist Erna Rohdiebl. Ein wenig verschroben mit eigenen Ansichten und eben der Freiheit im Blut „erscheint“ Rohdiebl förmlich. Aus anfänglicher Skepsis wird bei Erna Neugier aus der Situation heraus. Irgendwie verständlich. Abstruse Pläne haben immer eine gewisse Faszination! Als die Pläne Gestalt annehmen machen aber die Neuen im Dorf den Oblivisten einen Strich durch die Rechnung. Gegenwind kommt auf - stellt sich die Frage „Stellt man sich diesem oder lässt man ihn vorüber ziehen?“. Johanna Sebauer beleuchtet ein wirklich spannendes Thema welches in kleinen Gemeinden und Dörfern keines Falls Humbug ist! Solche Ideen gibt es und fest steht, ein Dorf kann nicht ohne weiteres verschwinden oder sich in seine Blase zurück ziehen. Mir fehlte hier, wie bereits gesagt, der Tiefgang und ein wenig die psychologischen Hintergründe. Sebauer schreibt das auf, was viele genervte Dorfbewohner oft denken, macht aber auch deutlich, einerseits kann man es nicht jedem recht machen, andererseits stehen die eigenen Interessen doch bei jedem von uns an erster Stelle. Konflikte brechen auf und aus einem Kampf muss Demokratie werden. Auch hier fehlte mit ein wenig das philosophische bei Sebauer. Der Roman hat so enorm viel Potential welches nicht zu 100% ausgeschöpft wurde und ich sehr bedauerlich finde. Dennoch hat der Plot und die Grundidee sowie die Figuren mich wirklich stark unterhalten. Der Spannungsbogen ist da, die Gespräche haben mal etwas Humor mal etwas Zynismus im Ton und kurzweilig war die Story zudem auch. Ich vergebe 4 sehr gute Sterne für „Nincshof“!
„Nincshof“ - das ist der Name eines Dorfs in Österreich, nahe der Grenze zu Ungarn. Und er ist zum Vergessen gemacht, so zumindest wünschen es sich die „Oblivisten“, die den Ort quasi von der Landkarte verschwinden lassen wollen, um endlich wieder ihre Ruhe zu haben. „Weil Nincshof sich nicht herumkommandieren lassen soll von der Welt. Da passieren doch nur noch Dinge, von denen man kein Teil mehr sein will, oder?“
In der heiteren Geschichte treten noch zahlreiche weitere Personen auf den Plan, allen voran die ältere Dame, Erna Rohdiebl, die sich durch nächtliches Schwimmen in fremden Pools einen Namen gemacht hat. Und dann die Neuen, die mit einer Irrziegenzucht für Aufsehen sorgen.
Es ist leicht, in diesem Buch zu versinken, ist es doch sowohl sprachlich als auch durch seine Figuren ansprechend. Die verrückten Winkelzüge kann keiner vorhersagen, und überhaupt entwickelt sich die Handlung ganz anders, als ich es mir anfangs vorgestellt habe. Das ist positiv gemeint, denn wer will sich nicht von einem Roman überraschen lassen?
Johanna Sebauer hat mit diesem Roman eine wunderbare Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor geschaffen. Eine Zugezogene hat durchaus mit dem Landleben und ihrer Abgrenzung von den „Ureinwohnern“ zu kämpfen. Die lebhafte Beschreibung des Dorflebens und die skurrilen Ereignisse haben mich zum Schmunzeln gebracht. Ich habe diesen Debütroman gerne gelesen und bin gespannt auf zukünftige Veröffentlichungen der Autorin.
Die Geschichte spielt in Nincshof, einem kleinen, seltsamen Dorf in Österreich. Dort passieren wahrlich mysteriöse Dinge. Ortsschilder werden abgebaut, Fahrradtouristen verirren sich und man findet das kleine Dorf nicht mehr über Suchmaschinen im Internet. Das ist den Bemühungen einer kleinen Gruppe geschuldet, die möchten, dass Nincshof vergessen wird.
Die Gegend, in der das Buch spielt, wird sehr idyllisch beschrieben. Es ist ein tolles Buch für den Sommer und man möchte fast selbst in dieses kleine Dörfchen ziehen.
Am Anfang wirkt das Dorf noch halbwegs normal, irgendwann lernen wir aber immer mehr mysteriöse und ungewöhnliche Fakten über Nincshof. Ich fand es bezaubernd, wie wir immer mehr herausgefunden haben, warum Nincshof und die Leute darin sind, wie sie sind.
Die Geschichte ist sehr witzig geschrieben und konnte mich immer wieder zum Schmunzeln bringen. Ich fand es ganz wunderbar, dass die Charaktere alle ein bisschen bescheuert und eigenartig sind.
Das Buch ist absurd und ungewöhnlich und hat mir persönlich wirklich sehr gut gefallen, weswegen ich es klar empfehlen kann.
Liebenswert-skurril, ein wirklich hübscher Dorfroman
"Nincshof ist das Dorf. [...] Dort, wo man heute das östliche Ende von Österreich findet, wo man die Reste der Alpen nur an sehr klaren Tagen in der Ferne sehen kann, wie sie sich aufrichten, ein letztes Mal. [...] , wo der Horizont weit ist und die Sehnsüchte groß sind, [...] duckt sich Nincshof mitten hinein ins Schilf."
Ganz wunderbar liebenswert beginnt diese Geschichte um ein kleines Dorf an der Grenze zu Ungarn. Dort lebt Erna Rohdiebl schon ihr ganzes Leben. Glücklich ist sie dort, hat Kinder in die Welt gesetzt, ihren Mann begraben und nun wird sie im Alter immer risikofreudiger. Sie bricht des Nachts in den Pool der verreisten Nachbarn ein und hat ein paar Nächte lang eine großartige Zeit... Andernorts in Nincshof plant ein Männertrio seit einiger Zeit das "Verschwinden" des Dorfes. Sie wollen sich und das Dorf komplett aus der Öffentlichkeit zurückziehen und einfach in Ruhe gelassen werden. Da wird die abenteuerlustige Erna halt einfach mit ins Team genommen, bevor sie noch für ungewollte Aufmerksamkeit sorgt mit ihren nächtlichen Aktivitäten. Die Planung und Aktionen der nunmehr vier "Oblivisten" laufen gut an, wären da nicht die unsäglichen Neuzugezogenen. Eine Filmemacherin - ausgerechnet - und ein Amateur-Ziegenwirt. Beide ziehen natürlich recht viel Aufmerksamkeit auf sich und Nincshof. Aber das Oblivisten-Quartett hat so seine Pläne...
In diesem herrlich abstrusen und warmherzigen Roman erzählt Johanna Seebauer eine Geschichte über ein Dorf und deren Einwohner mit viel Witz und Charme. Liebevoll ausgestaltete Figuren (ganz vorn: Erna!), witzige Dialoge, völlig durchgeknallte Ideen... und dennoch immer mit einem Funken Ernsthaftigkeit, mit einem gerade in der heutigen schnelllebigen und aufmerksamkeitssüchtigen Welt so nachvollziehbaren Wunsch nach Ruhe.
Wenn ich auch gestehen muss, dass der Roman mittendrin auch ein paar Längen hat und ein wenig hier und da ins Abschweifen gerät, so habe ich ihn total gern gelesen und kann ihn Freunde skurriler Dorfromane wärmstens ans Herz legen. Freue mich auf mehr von dieser jungen Autorin!