Trinkerbelle

Buchseite und Rezensionen zu 'Trinkerbelle' von Mimi MIMI
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Trinkerbelle"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:256
Verlag: Knaur TB
EAN:9783426791486

Rezensionen zu "Trinkerbelle"

  1. Alkoholismus. Die verborgene Krankheit.

    Kurzmeinung: Ein mit Würde vorgetragenes Bekenntnis.

    Mimi Fieder erzählt sowohl aus ihrem Leben wie auch von ihrer Trinkerkarriere ziemlich ungeschminkt. Auf dem Alkoholismus liegt der Fokus. Jahrelang konnte Mimi ihre Abhängigkeit verbergen, aber die Abstürze wurden schlimmer und folgten schneller hintereinander weg. Sie wollte aussteigen, schaffte es aber nicht.

    Der Kommentar:
    Mimi Fiedler hat das Hörbuch selber eingelesen und das macht sie sehr gut, sie hat eine angenehme und ausdrucksstarke Stimme. Ich bin ihrer Geschichte gerne gefolgt und freue mich, dass sie den Absprung geschafft hat. Heute ist sie trocken. Aber die Krankheit bleibt.
    Erfahrungsberichte wie derjenige von Mimi Fiedler sind enorm wichtig, damit es möglichst vielen Leuten bewusst wird, was Abhängigkeit bedeutet. Bei Alkohol ist die gesellschaftliche Akzeptanz hoch, aber dennoch ist Alkohol eine nicht zu unterschätzende Droge oder vielleicht gerade deshalb, leicht zu beschaffen, selten als abhängigkeitsmachende Substanz erkannt.

    Mimi Fiedler kann sehr gut erzählen. Ihre Erzählung ist natürlich keine reine Biografie, obwohl sie mit ihrer Familiengeschichte anfängt, einer typischen Aussiedlergeschichte.
    Die Autorin erzählt (natürlich) nicht alles aus ihrem Leben und es ist völlig legitim, dass sie nicht alles erzählt. Dennoch gibt es seltsame Lücken und einige unmotivierte Sprünge, so dass die Erzählung manchmal unorganisch wirkt, abgehackt. So ist zum Beispiel plötzlich das Haus weg und Mimi ist in finanziellen Schwierigkeiten. Wie konnte das passieren? Ein wenig mehr Erklärung als lapidar „ich wohnte wieder in meinem Kinderzimmer“ dürfte man in einem literarischen Text erwarten. Nicht viel mehr, einige klärende Sätze hätten gereicht. Wo sie doch sonst so offen erzählt. Auch wie sie zur Schauspielerei gekommen ist, hätte interessiert und hätte auch dazu gehört. Sowie, ganz wichtig und dies hätte keinesfalls fehlen dürfen, Warnungen und Erläuterungen darüber wie Alkoholmissbrauch auf Körper und Geist wirkt, jenseits von den geschilderten Übelkeitsattacken, mit anderen Worten, bleibende Schädigungen, z.B. der inneren Organe, Haut, Gehirn verursacht. Hier hätte es gerne ein wenig medizinisch werden dürfen, der Text hätte hier ins Allgemeine gehen können. Andere Zeit- und Handlungssprünge verkraftet man besser und wenn die Autorin zum guten Schluss zur Familiengeschichte zurückkehrt, zu irgendwelchen Urgroßonkeln, hat sie einen Kreis geschlossen. Anders als andere Rezensenten finde ich die Familiengeschichte humorvoll, spannend erzählt; es ist mir nicht zu viel damit gewesen; schließlich unterstreicht dieser Ausflug die Familienverbundenheit der Autorin und lockerte die Abwärtsspirale von Mimis Leben auf.

    Fazit: Berührende Erzählung, teilweise erschütternd, mit Familienanteil und einigen nicht immer nachvollziehbaren unvermittelten Sprüngen und Auslassungen, aber insgesamt ein wichtiges Bekenntnis plus Verarbeitung einer Suchterfahrung.

    Kategorie: Erfahrungen.
    Verlag: Knaur, 2023 (6. Aufl.)
    Hörbuch: John Verlag, 2023