Apfelmädchen
Die Lehrerin Eva Vendel wurde grausam ermordet. Aufgehängt und die Hände mit Nägeln durchschlagen hängt sie an der Decke ihres Zuhauses. Die 5jährige Ellen wird aus ihrer Kita entführt. Kriminalkommissarin Idun Lind und ihr Kollege Calle Brandt sind auf der Suche nach spuren und einem Zusammenhang der beiden Fälle.
Die Story ist in verschiedene Handlungsstränge aufgebaut. Immer wieder wechselt der Plto in die Vergangenheit zu einer Mutter mit ihren zwei Kindern, die vom Mann bzw. Vater misshandelt wurden.
"Apfelmädchen" ist ein Schweden-Thirller den man, einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand legen mag. Es gibt nicht viele Bücher, die mich von der ersten Seite an fesseln können, dieses gehört aber definitiv dazu.
Die grausamen Hintergründe lassen die Spannung nicht abreißen, obwohl die Zusammenhänge anfangs noch total im Dunkeln bleiben. Doch so soll es sein, denn damit wird der Leser gut zu eigenden Überlegungen angeregt.
Ein klitzekleines bisschen vorhersehbar war das Motiv und der Täter schon, trotzdem gab es zum Schluss noch ein paar Überraschungen. Mit dieser aufwühlenden und verstörenden Story hat die Autorin die Messlatte für weitere Bände hoch gelegt.
Brutale Familiengeschichte
Brutale Familiengeschichte
„Apfelmädchen“ ist das Debut der Autorin Tina N. Martin zu ihrer Reihe mit Kriminalkommissarin Idun Lind. Zusammen mit ihrem eigenbrötlerischem Partner Calle Brandt ermittelt sie in einem Fall um ein brutales Verbrechen in der nordschwedischen Stadt Boden. Eine Lehrerin hängt mit zwei dicken Nägeln durch die Hände getrieben an einem Deckenhaken, als ihr Ehemann sie auffindet. Auf 512 Seiten benötigen die Ermittlungen fünfzehn Tage, dabei werden Wochentag und Datum als Gliederungshilfe jeweils angegeben. Ein zweiter paralleler Handlungsstrang erzählt die tragische Familiengeschichte ab dem Jahr 1975 über mehrere Jahrzehnte hinaus. Hier wird der Leser mit häuslicher Gewalt und religiösem Fanatismus konfrontiert. Zwei Szenen in der Buchmitte sind übertrieben brutal dargestellt. Mehrfach stockt der Lesefluss, da immer wieder neue Charaktere erscheinen, auf nur für einen nicht relevanten Kurzauftritt. Der Schreibstil ist sehr einfach, die Autorin beschreibt ihre Heimat, in der die Handlung spielt, recht anschaulich. Erst als noch ein weiteres Verbrechen geschieht, erkennt man so langsam die Zusammenhänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart und beide Handlungsstränge verweben sich. Die Auflösung kommt überraschend und war so nicht unbedingt vorhersehbar. Ein gutes Debut für Idun aber mit Luft nach oben. Vielleicht kommt der Folgeroman „Gewittermann“ mit weniger Brutalität aus und hält dann durchgehend die Spannung.