Zwischen Himmel und Erde

Buchseite und Rezensionen zu 'Zwischen Himmel und Erde' von Yara Rodrigues Fowler
3.25
3.3 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Zwischen Himmel und Erde"

Ein fulminanter Roman über eine tiefe Freundschaft, über Familie, Liebe, Revolution und das politische Erwachen in einer Zeit der radikalen globalen Umbrüche. Es ist das schicksalhafte Jahr 2016, in dem Prince und George Michael sterben, die Menschen in Großbritannien mehrheitlich für den Brexit stimmen und, auf der anderen Seite der Welt, in Brasilien, ebenfalls Tausende auf die Straßen gehen, weil sie die Regierung in Frage stellen. In diesem Jahr zieht Catarina, frisch aus Brasilien eingetroffen, in Melissas Londoner Wohngemeinschaft. So unterschiedlich die beiden jungen Frauen in der Gegenwart sind, so verbunden sind sie in ihren Vergangenheiten. Mit Catarinas Einzug beginnen sich zwei Leben zu einer weltumspannenden Geschichte zu verflechten, die von Freundschaft, Liebe, Identität, Mut und dem Willen erzählt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:513
EAN:

Rezensionen zu "Zwischen Himmel und Erde"

  1. Anspruchsvoll in Stil und Thematik - nicht immer gelungen

    Die beiden jungen Frauen Melissa und Catarina lernen sich 2016 in einer Londoner WG kennen. Zufällig beide mit brasilianischen Wurzeln. Schnell haben sie dadurch gemeinsame Gesprächsthemen und einen guten Draht zueinander. In einer unruhigen politischen Zeit in London (Brexit) sowie in der Heimat Brasilien (zu hinterfragende Amtsenthebung der Präsidentin Dilma Rousseff) setzen sich die beiden Frauen politisch und auch gesellschaftlich aktiv für eine bessere, tolerantere Welt ein. In Erzählungen aus der Vergangenheit erfahren wir einiges über Melissa und Catarina, noch intensiver jedoch ist der Blick auf die revolutionäre Familie von Catarina gerichtet.

    Dieser Roman ist politisch und gesellschaftlich sehr ambitioniert und gut recherchiert (siehe auch die interessanten Anmerkungen der Autorin zum Schluss). Viele Themen der heutigen Zeit greift die britisch-brasilianische Autorin auf. Ihr liegt (nicht nur politische) Aufklärung und Toleranz sehr am Herzen. Und das spüre ich als Leserin durchaus. Der Roman ist nahezu in allen Bereichen ein Fest der Diversität. Insbesondere sprachlich tobt sich die Autorin aus - verschiedenste Stilmittel wechseln sich ab. Es gibt Prosa-Abschnitte, die wunderbar erzählt werden. Es gibt lyrische Teile (portugiesisch und nicht immer übersetzt). Es gibt dann diese Abschnitte ohne ein einziges Satzzeichen, oder mit vielen Wortwiederholungen, oder mit nur einem Satz pro Seite. Und noch vieles mehr.

    Ich persönlich habe mich irgendwann nicht mehr gut zurecht gefunden. Anfangs bin ich noch fasziniert von den Themen und der sprachlichen Kreativität gewesen. Aufgrund des Hin - und Herspringens in den Erzählperspektiven und Stilistiken leidet aber meiner Meinung nach der Spannungsbogen ganz enorm und die eigentliche Handlung (Melissa und Catarina) zerfällt, Distanziertheit gegenüber den Protagonistinnen entsteht. Einige dieser Stilmittel haben mich mit der Zeit auch genervt, muss ich zugeben. Zumal ich nicht immer einen Sinn erkannt habe. Möglicherweise ist dieser Roman ZU anspruchsvoll für mich ;) Möglicherweise ist die Autorin hier aber auch ein bisschen übers Ziel hinaus geschossen.

    Fazit: Tolle und spannende Themen, teilweise superinteressant und in einiger Hinsicht wirklich ein schöner Roman. Dennoch mit dem faden Beigeschmack, dass die Romankomposition m.M.n. nicht sehr gut gelungen ist und dadurch streckenweise anstrengend, unverständlich und insgesamt nicht "rund". Ich liebe das wunderschöne Cover!!! Der Roman aber hat es nicht zu meinen Lieblingen geschafft.

  1. Ein außergewöhnliches Buch! Absolut lesenswert!

    Klappentext:

    „Ein fulminanter Roman über eine tiefe Freundschaft, über Familie, Liebe, Revolution und das politische Erwachen in einer Zeit der radikalen globalen Umbrüche.

    Es ist das schicksalhafte Jahr 2016, in dem Prince und George Michael sterben, die Menschen in Großbritannien mehrheitlich für den Brexit stimmen und, auf der anderen Seite der Welt, in Brasilien, ebenfalls Tausende auf die Straßen gehen, weil sie die Regierung in Frage stellen. In diesem Jahr zieht Catarina, frisch aus Brasilien eingetroffen, in Melissas Londoner Wohngemeinschaft. So unterschiedlich die beiden jungen Frauen in der Gegenwart sind, so verbunden sind sie in ihren Vergangenheiten. Mit Catarinas Einzug beginnen sich zwei Leben zu einer weltumspannenden Geschichte zu verflechten, die von Freundschaft, Liebe, Identität, Mut und dem Willen erzählt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“

    „Zwischen Himmel und Erde“ - ist einerseits der Titel dieses Buches aber auch ein Spruch, der sowohl religiöse Inhalte zeigen kann, aber auch spirituelle oder gar utopische Gedanken hervorrufen kann. Hier wird jeder seine eigene Sichtweise entwickeln und genau so ist es auch mit diesem Buch. Ich habe es beendet und das erste was mir in den Sinn kam war, wie unterschiedlich es wohl von der Leserschaft betrachtet werden könnte. Schaut man sich die aktuellen Rezensionen dazu an, scheine ich genau richtig damit zu liegen. Die Geschichte von Catarina und Melissa ist einerseits sehr dynamisch und voller Energie aber andererseits anders als andere Geschichten die man so (vermeintlich) aus diesem Genre meint zu kennen.

    Wie habe ich also dieses Buch erlebt? Ich muss klar sagen, es hat mir unheimlich gut gefallen. Allein die Atmosphäre und auch der Schreibstil nahmen mich regelrecht ein. Yara Rodrigues Fowler versucht viele Parts in die Geschichte einzuweben, viel anzusprechen und dann dennoch nicht den Leser überfordern zu wollen (es gelingt ihr zumeist!). Wir erleben nicht nur die Lebens- und Herkunftsgeschichte der beiden Damen sondern auch die Zeit damals anhand von Musik und Liedern, eine Art Zeitenrückblende nimmt uns in das Jahr 2016 mit und lässt auch uns Leser das Jahr nochmals neu erleben (das Gedankenkarussell nimmt automatisch Fahrt auf!). Die Geschichte der beiden scheint unterschiedlich und ja, wie eben zwischen Himmel und Erde, aber sie haben gleiche Wurzeln! In Brasilien liegt das Herz der beiden Damen und somit ist die Verbundenheit sofort da! Allein wie Yara Rodrigues Fowler hier auch sprachliche Einflüsse gekonnt mit eingewoben hat, war großartig! Das Buch hat enormes Flair und fesselte mich komplett! Melissa und Catarina entwickeln sich in dieser ganzen Zeit in der wir sie begleiten dürfen. Sie sammeln Lebenserfahrung, ihre politische Meinung reift heran und natürlich prägt sie die Zeit ebenso, die um sie herum ihren Lauf nimmt. Der Roman ist äußerst sphärisch, gar kunstvoll philosophisch und hat einen eigenen Takt. Es ist als Leser nicht einfach den Zeiten- und Ortswechsel immer reibungslos zu folgen, hier muss man konzentriert lesen, auch dass es keine Übersetzung der portugiesischen Zeilen gibt, ist vielleicht nicht für jeden optimal, aber ich mochte das! Was ich nicht weiß, schlage ich nach und somit musste ich mich intensiver als vielleicht nötig mit dem Buch und der Geschichte von Catarina und Melissa befassen.

    Wer offen durch die Welt geht (politische Interessen und eben auch die Beobachtung zur Entwicklung unserer Zeit sind hier schon von Vorteil) und Freude an außergewöhnlichen Schreibstilen hat, wird hier wunderbares erlesen können. Ich vergebe sehr gern 4 von 5 Sterne und bin gespannt was wir von Yara Rodrigues Fowler noch lesen dürfen!

  1. 3
    29. Mai 2023 

    Unklar

    Das Buch dreht sich um Melissa und Catarina und ihre Familiengeschichte. Als Catarina aus Brasilien nach London zieht, trifft sie dort auf ihre neue Mitbewohnerin Melissa, die ebenso wie Catarina Wurzeln in Brasilien hat. Zuerst sehen wir, wie die beiden sich immer besser kennenlernen und den Konflikt um die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff von London aus erleben. Dann tauchen wir jedoch auch tiefer in ihre Familiengeschichten ab, die tief mit der Geschichte Brasiliens verwoben sind.

    Es fällt mir etwas schwer, das Buch zu beurteilen. Zum einen hat es Szenen und Sätze, die mir Tränen in die Augen getrieben haben. Es behandelt die brasilianische Geschichte sehr nachvollziehbar, weil man durch die Geschichte der zwei Familien auf sie schauen kann. Auch wie sie letztendlich miteinander verwoben sind, hat mich sehr beeindruckt.
    Es dreht sich um Antirassismus und Feminismus, sowie queere Rechte, was alles wichtige und interessante Themen sind.
    Zum anderen haben wir aber auch einen sehr irritierenden Schreibstil. Es ist geschrieben, als würde es jemand einfach so, wie es der Person in das Bewusstsein kommt, auf ein Blatt bringen. Ich finde es gut, wenn Bücher ihren Lesern auch zutrauen, bestimmte Zusammenhänge zu sehen und die Leser nicht übermäßig an die Hand nehmen, aber in diesem Buch waren manche Dinge vollkommen unverständlich, weil einfach der Kontext für bestimmte Sachen vollständig gefehlt hat.

    Das Buch war durchaus interessant, aber auch sehr kompliziert. Wen das nicht abschreckt, dem kann ich das Buch empfehlen. Allen anderen würde ich eher von dem Buch abraten.

  1. 3
    13. Mai 2023 

    Schwestern

    In London will Catarina ihr Geschichtsstudium beenden. Die junge Brasilianerin hat ein Stipendium erhalten. In Melissas Wohngemeinschaft findet sie ein Zimmer. Obwohl Catarina glaubt, in Melissa eine Brasilianerin zu erkennen, reagiert diese sehr zurückhaltend und erklärt, sie sei in London geboren. Dennoch freunden die jungen Frauen sich an. Bei Demonstrationen für Toleranz können sie ihr ein gemeinsames Anliegen ausdrücken. Und irgendwann ist es soweit, dass sie sich gegenseitig öffnen und von ihren Familien erzählen. Noch so jung haben Catarina und Melissa doch schon einiges erlebt und tragen ihre Geschichten mit sich rum.

    Sie haben viele Schwestern, so hat Melissa drei Großmütter und Catarinas Mutter drei Schwestern. In ihrer WG leben sie ebenfalls zu dritt. Trotz einiger Ähnlichkeiten sind die Beiden sehr unterschiedlich. Die eher zurückhaltende ist Melissa, während Catarina offener durch die Welt geht. Sie hat schon angefangen, ihre Erfahrungen aus dem Studium zu nutzen, um selbst Einführungskurse zu geben. Ihr großer Wunsch ist es, in England bleiben zu können. Welche Pläne hat Melissa? Sie hat einen auskömmlichen Job und scheint keine großen Ambitionen zu haben. Doch ihre geheimen Gedanken verrät sie auch nicht jedem. In ihrer Vergangenheit liegen sie verborgen.

    Die unterschiedlichen Stilmittel, wie Zitate, einige Verse, die ein oder andere Wiederholung und eine ansprechende Prosa machen diesen Roman zu etwas Besonderem. Und das Cover ist richtig schön gestaltet und die leuchtenden Farben ziehen den Blick an. Allerdings fällt es schwer, eine Verbindung zu den handelnden Personen herzustellen. Vielleicht weiß diese Leserin über die Geschichte Brasiliens einfach nicht genug, um sich in die Story hineinversetzen zu können. Die klug aufgebaute Storyline und die ansprechende Wortwahl leiten einen dennoch durch den Roman. Die Lektüre beschließt man mit dem guten Gefühl, etwas gelernt zu haben und zudem ein echtes Schmuckstück ins Regal stellen zu können.

    3,5 Sterne