Ohne mich

Buchseite und Rezensionen zu 'Ohne mich' von Esther Schüttpelz
4.35
4.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ohne mich"

Sie ist Mitte zwanzig, gerade fertig mit dem Studium und genauso frisch verheiratet wie getrennt. Was tun, nachdem eine erste große Liebe krachend gescheitert ist? Die Erzählerin von Esther Schüttpelz’ Roman sucht. Nach dem Grund für die Trennung. Nach einem Plan für die Zukunft. Nach Freundschaft und nach Nähe und Rausch und Vergessen. Scharfzüngig, verletzlich und komisch erzählt sie von einem Jahr des Danach und Dazwischen, von der Sehnsucht nach Verbundenheit in einer distanzierten Welt.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:208
Verlag: Diogenes
EAN:9783257072334

Rezensionen zu "Ohne mich"

  1. Eine ganz besondere Geschichte! 4 Sterne

    Klappentext:

    „Sie ist Mitte zwanzig, gerade fertig mit dem Studium und genauso frisch verheiratet wie getrennt. Was tun, nachdem eine erste große Liebe krachend gescheitert ist? Die Erzählerin von Esther Schüttpelz’ Roman sucht. Nach dem Grund für die Trennung. Nach einem Plan für die Zukunft. Nach Freundschaft und nach Nähe und Rausch und Vergessen. Scharfzüngig, verletzlich und komisch erzählt sie von einem Jahr des Danach und Dazwischen, von der Sehnsucht nach Verbundenheit in einer distanzierten Welt.“

    Ich muss klar sagen, Autorin Esther Schüttpelz hat mich mit ihrem Roman „Ohne mich“ komplett begeistert. Ihre namenlose Protagonistin (was hier von der Autorin autobiografisch ist oder nicht kann jeder Leser sich selbst zusammen reimen) erzählt aus ihrem scheinbar komplett verplantem Leben. Sie ist also Mitte zwanzig und scheint jetzt schon bereits völlig überladen mit allem was das Leben so zu bieten hat. Sie ist eine fragende Person, die sich über so vieles einen Kopf macht und sind wir ehrlich, das haben wir alle bereits schonmal getan wenn wir nervlich am Rande unseres Machbaren standen. Die Protagonistin probiert sich aus in allem und bekommt für viele Situationen die Quittung - lebenserfahrene Menschen würden dies eben auch als „Lebenserfahrung“ bezeichnen! Stellt sich nur die Frage, was bewegt unsere Protagonistin so sehr? Was treibt sie um dass sie so ist wie sie ist, dass sie sich so verhält wie sie sich eben verhält? Schüttpelz erzählt klar, unverschnörkelt und dennoch philosophisch nachdenklich ohne Kitsch und Klischee. Schüttpelz hat einen prägnanten Ton und das ist auch gut so. Die Geschichte stimmt nachdenklich. Wir lesen eine Lebens-Geschichte einer namenlosen Person - was soll daran also so spannend sein? Fakt ist halt: es könnte jeder auch von uns sein und Fakt ist auch, dafür braucht es kein Alter. Egal ob mit Mitte zwanzig sich die Große Frage stellen nach dem Warum oder erst mit Mitte siebzig. Fakt ist jedenfalls auch, die Welt um uns herum prägt uns durch all ihr Tun und Handeln, egal ob wir es an uns heran lassen oder nicht. Wenn man selbst darüber nachdenkt ist es eigentlich interessant und unheimlich zugleich. Genau darum geht es hier und genau deshalb hat Schüttpelz auch diesen Ton am Leib wie wir es hier lesen. Die Geschichte passt bestens in unser Zeitgeschehen wo viele so viel wollen in jungen Jahren und gerade auch dort bereits so viel verlieren, es ist die Zeit der sozialen Medien, die Zeit eines Wandels dem wir schlecht aus dem Weg gehen können wenn wir nicht mit ihm mitschwingen. Schüttpelz trifft mit diesem Buch den Nerv der Zeit und regt damit unheimlich die eigene Gedankenwelt an. Ich fand diesen Roman mehr als unterhaltsam in jeglicher Weise und vergebe deshalb auch 4 Sterne inkl. Leseempfehlung. Egal ob „Ohne mich“ oder mit mir - das Buch wird seine Leserschaft finden! Empfehlen kann ich es definitiv!

  1. Die Ehe. Am Ende?

    Bereits in der Verlagsvorschau ist mir dieser Titel aufgefallen, einfach weil er mich so sehr an mein eigenes Leben erinnert hat. Und kaum hatte ich zu lesen begonnen, entstand die enge Verbindung zwischen dem Roman und mir.

    In der Geschichte geht es um eine namenlose Ich- Erzählerin, Mitte 20 und frisch getrennt von ihrem Ehemann. Was macht das mit einem, wenn Träume platzen? Wie bewältigt man das? Langsam aber sicher beginnt der Verarbeitungsprozess und erste Erkenntnisse stellen sich ein.

    Mir hat vor allem gefallen, dass der Roman aus der Perspektive der Millennials, zu denen ich selbst zähle, berichtet und ich fühlte mich enorm angesprochen. Beziehungen sind heute kein festes Band mehr wie noch von unserer Elterngeneration, sondern eher so flüchtig wie Nebel.

    Amüsiert hat mich vor allem, dass sich in die Trennung jeder einmischt, obwohl es nur das Paar allein angeht. Genauso erging es mir auch. Am schlimmsten ist, dass jeder alles besser weiß, vor allem all diejenigen, die noch keine richtige Trennung erlebt haben.

    Auch die Veränderungen, die man so vornimmt nach dem Ende einer Beziehung wie neue Frisur, sich ausleben, mal wieder etwas wagen, das hatte etwas sehr Authentisches.

    Das Beste an der Geschichte sind aber die Bilder, die Esther Schüttpelz in den Kopf des Lesers pflanzt, beispielsweise dass Liebe eben das Ergebnis eines Hormons ist, was so schnell wie es da war wieder gehen kann

    oder dass man als junger Mensch sich mit Überdruss und Gleichgültigkeit in etwas rein stürzt, nur um ein bisschen romantisches Theater zu spielen.

    Interessant ist, dass der Ehemann fast über die ganze Geschichte hinweg keinen Namen trägt, sondern schlichtweg als "der Ehemann" tituliert wird. Ich konnte nach der Trennung meinen Mann auch nicht mehr mit seinem Vorname ansprechen, sondern bin ähnlich vorgegangen wie die Ich- Erzählerin.

    Deutlich wird zudem, dass die dargestellte Generation mit den ihnen gegebenen Privilegien nicht umgehen kann und deswegen eher eine Art Luxusprobleme hat und keine wirklichen, die das Leben bedrohen.

    Das Ende ist offen gehalten und der Leser kann für sich entscheiden, ob er den beiden eine zweite Chance gibt oder nicht.

    Fazit: Unterhaltsam und berührend. Wer Generation Y besser verstehen will, der darf hier gerne zugreifen. Ich habe es sehr gern gelesen und empfehle es deswegen auch. Klasse!

  1. Liebe tut weh, nicht immer, aber oft...

    Da ich die Erfahrung gemacht habe, dass in Diogenes Romanen immer besondere Themen angesprochen werden, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen. Wie ist es jung verheiratet und dann auch schnell wieder geschieden zu sein?

    Keine Generation ist mehr geprägt von Hollywood- und Diesneyfilmen, sowie sozialen Medien als Gen Y und genau das macht es so schwer wirklich zu erkennen wie Liebe funktioniert, was man eigentlich will und dass man eben auch mal scheitern muss und genau das beleuchtet "Ohne mich".

    Die Gesellschaft hat bereits einen großen Wandel unternommen, nur in den Köpfen der jungen Leute ist das ein oder andere leider nicht angekommen, denn wer nicht kommunizieren und Gefühle mitteilen kann, sondern sich lieber von einem Menschen zum nächsten swiped, der wird es nicht lernen.

    Mit cleaner Sprache schaut Frau Schüttpelz genau dahin wo es wehtut und beleuchtet Verhaltensweisen. Ich habe mich direkt verstanden gefühlt, habe ich doch schon ähnliches durchgemacht und leider auch viel zu oft.

    Das Geschriebene hat mich sehr oft nachdenklich gestimmt.

    Fazit: Hat sich sehr kurzweilig lesen lassen und hallt auch Tage später noch nach. Prädikat gut.