Die Familien der anderen: Mein Leben in Büchern

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Familien der anderen: Mein Leben in Büchern' von Christine Westermann
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Familien der anderen: Mein Leben in Büchern"

Christine Westermann, preisgekrönte Journalistin und Bestsellerautorin, genießt mit ihren Buchempfehlungen großes Vertrauen bei einem breiten Publikum. Bücher sind aus ihrem heutigen Leben nicht wegzudenken, sie sind für sie Fenster in ein fremdes Leben. Dabei war ihr Weg zu den Büchern kein selbstverständlicher, eher ein Hindernislauf. Elegant, ehrlich und mit wunderbarer Selbstironie erzählt Christine Westermann, wie sie zu den Büchern (und Thomas Mann) fand – und begibt sich dabei auf eine fesselnde Zeitreise in ihre eigene, von Brüchen gezeichnete Familiengeschichte. Eine Bibliothek mit Leiter wünscht sich Christine Westermann. Damit sie auch mal an die Bücher in der obersten Reihe kommt. An den Zauberberg von Thomas Mann aus dem Regal der Eltern zum Beispiel, an den sie sich lange nicht gewagt hat. Mit welchen Büchern ist sie aufgewachsen, welche sind noch heute eng mit ihrem Leben verknüpft? Warum hat Lesen lange Zeit nur eine kleine Rolle in ihrem Leben gespielt? Warum ist sie aus allen Wolken gefallen, als sie gefragt wurde, ob sie Lust habe, Buchempfehlungen fürs Radio zu machen? Wie schreibt man eine Empfehlung und warum soll es bei ihr nie ein Verriss sein? Christine Westermann schreibt über die Lust zu lesen. Und damit eng verbunden über die Neugier auf das Leben der anderen. Mit ihrem neuen Buch erlaubt sie einen Einblick ins eigene Leben. Und in die vielen Bücher, die darin vorkommen.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:224
EAN:9783462003017

Rezensionen zu "Die Familien der anderen: Mein Leben in Büchern"

  1. Eine unterhaltsame Reise durch ein Leben mit Büchern

    „Das Leben der anderen, da möchte ich reingucken, das ist es vielleicht auch, was mich zu Büchern hinzieht. Lesen, wie es auch gehen kann mit dem Leben.“ (Zitat Pos. 129)

    Inhalt
    In fünfzehn Kapiteln, von denen jedes als Überschrift ein Zitat von einem Schriftsteller oder einer Schriftstellerinnen zum Thema Bücher trägt, schreibt Christine Westermann über ihr Leben. Ihre Geschichte beginnt mit den zwei sehr unterschiedlichen Bücherregalen ihrer Kindheit und Jugend, eines in der Wohnung ihrer Mutter und das andere in der Wohnung ihres Vaters. Sie schildert ihren Werdegang als Journalistin, wobei sie ursprünglich nicht damit gerechnet hatte, dass ihre beruflichen Wege sie zu den Büchern führen würden und dass es ihr gelingen würde, Menschen für Bücher zu begeistern. Ihr Schwerpunkt waren immer Romane, in denen es um Menschen, Familien, Beziehungen ging und siebenundvierzig davon stellt sie in diesem Buch vor. Sie hat nie negative Bewertungen geschrieben, ihr war und ist es wichtig, Bücher zu empfehlen und dabei zu erklären, warum ihr ein Roman gefallen hat und ihre Gedanken und Eindrücke während des Lesens zu schildern.

    Umsetzung
    Mir gefällt die ungewöhnliche Art, wie Christine Westermann ihr Buch aufgebaut hat. Viele Jahrzehnte lang hat sie sich buchstäblich um den dicken Wälzer hinter Glas im Regal herumgeschlichen, „Der Zauberberg“ von Thomas Mann. Als sie begonnen hat, an diesem Buch zu schreiben, hat sie auch begonnen, "Der Zauberberg" zu lesen, in kleinen Schritten, mit Unterbrechungen, knapp vor dem Scheitern und dies ist so etwas wie eine Rahmenhandlung zu den Geschichten ihres Lebens in Büchern. Christine Westermann berichtet über Erlebnisse während ihrer Lesereisen, über die vier Jahre als Mitglied des „Literarischen Quartett“, über ihre Sendungen in Radio und Fernsehen, ihre Kolumnen. Sehr spannend und interessant ist das Kapitel über ihre Teilnahme am Deutschen Literaturpreis als Mitglied der Jury. Ich konnte mir nie vorstellen, wie es funktioniert, im ersten Durchgang Hunderte von Büchern zu lesen, hier bekommt man einen Einblick und sieht die Arbeit der Jury und die komplizierten Auswahlverfahren der einzelnen Listen nun mit anderen Augen.
    Die siebenundvierzig in diesem Buch besprochenen Romane sind je nach Stichwort in die Texte eingebunden, im Anhang findet sich eine Liste aller Romane, geordnet in der Reihenfolge, in der sie im Buch vorgestellt werden. Das Kapitel fünfzehn beginnt mit folgendem Zitat: „Wenn der Funke nicht überspringt, ist nichts zu machen. Die Klassiker liest man nicht aus Pflicht oder Respekt, sondern nur aus Liebe.“ Italo Calvino (Zitat Pos. 2159). Damit schließt sich der Kreis zu Thomas Mann und dem Zauberberg.

    Fazit
    Eine unterhaltsame, interessante Zeitreise durch die Geschichten eines Lebens als Journalistin, Moderatorin, Autorin, Leserin und Vorleserin. Die Art, wie sie Bücher vorstellt, macht neugierig auf jene Romane, die man noch nicht kennt, die persönliche Wunschliste wird auch mit diesem Buch wieder länger – und bei mir der Vorsatz, trotzdem, den Zauberberg auch aus meinem Regal zu nehmen und endlich zu lesen.

  1. Buchempfehlungen von Christine!

    Kurzmeinung: Wer sich gerne von Prominenten beraten lassen möchte ...

    Christine Westermann ist mir ein Begriff durch die Sendung „Zimmer frei“ und ich habe ihr auch gerne im Literarischen Quartett zugehört. Ihr emotionaler Zugang zu Büchern war oft erfrischend gegenüber der intellektuell/abgehobenen Herangehensweise der anderen Teilnehmer in der Runde, die ich jedoch auch zu schätzen wusste.

    Christine Westermann hat schon mehrere Bücher geschrieben und bei ihrem neuesten (2022) habe ich meiner Neugier nachgegeben und es aufgeschlagen und zu Ende gelesen. Außerdem brauchte ich Ablenkung von anderer schwerer literarischen Kost, ja, es war mir klar, ich hatte keine Hochliteratur zu erwarten. Trotzdem.

    Ich mag Christine Westermann, ehrlich, aber ihr erstes Buch von ihr wird auch mein letztes bleiben. Dabei kann sie eigentlich erzählen. Ihr familiärer Hintergrund ist tatsächlich spannend, sie lässt ihn zuweilen einfließen. Und sie mag Bücher, insoweit muss sie ja als Mensch sympathisch sein. Aber wenn sich ein sowie so schon schmales Büchlein zu vier Fünftel mit Inhaltsangaben anderer Bücher/Romane beschäftigt, von denen ich manche gelesen habe, dann langweile ich mich. Sicher, es ist noch einigermaßen interessant, ob wir Schnittmengen haben und ob wir Literatur ähnlich oder ganz verschieden beurteilen, aber warum sollte ich ihre ein-Seitigen Zusammenfassungen von Romanen lesen wollen, da es zu jedem von ihr vorgestellten Romane wunderbare Rezensionen von geschätzten Rezensenten gibt, die wesentlich mehr aussagen? Und die mir näher stehen als Christine Westermann. Oder Elke Heidenreich. Same.

    Aber dann wird mir klar, dass Christine gar keinen ROMAN geschrieben hat, sondern nur Buchempfehlungen gibt, so wie sie es in anderen Formaten auch macht/e, also ein Buch voller Leseappetithäppchen. Mag ich das? Nein, das mag ich nicht. 47 Kurzempfehlungen sind es insgesamt, Westermannsche Familenschnippsel dazwischen gestreut, und Ansichten über Lesereisen. Buchempfehlungen, egal, von wem, haben einen großen Nachteil: sie sind Schnee von gestern, weil sie das Buch von gestern empfehlen. Aber Bücher haben doch kein Verfallsdatum? Irgendwie inzwischen schon.

    Und Thomas Manns „Zauberberg“, wenn wir schon beim Buch von vorvorgestern sind, dem Roman, mit dem sie sich während wir i h r Buch lesen, herumschlägt, echt, Christine, solche Kost muss man in jungen Jahren lesen oder gar nicht mehr. Oder man kommt zu unbilligen Ergebnissen. Und Proust muss man hören, nicht lesen. Es gibt eine ganz feine Hörausgabe davon. Ich nehme einmal an, Proust haben nicht viele Leute gelesen/gehört (muss man auch nicht), aber er hat schon mehr zu bieten als die Schilderung einer in Tee getunkten Madeleine (Gebäck aus Frankreich) und mich hat er fasziniert. Prousts Romane sind wie eine Zeichnung. Man sieht ein Gemälde einer vergangenen Epoche. Proust ist Kunst. Muss man aber nicht mögen.

    Auch der Zauberberg hat mir seinerzeit gefallen. Mit Betonung auf „seinerzeit“. Das wäre heute nicht mehr so. Wenn man älter ist, wird die Lebenszeit knapp und auch die Lesezeit und man kann sich auf Wortanhäufungen nicht mehr so unbekümmert einlassen wie früher als man noch Zeit im Überfluss hatte, als man zwar intellektuell wusste, dass alle Lebenszeit eine endliche ist, aber glaubte, für einen selbst hätte diese Tatsache nichts zu bedeuten.

    Lest darum die Klassiker am besten, solange ihr unter zwanzig seid, dann werdet ihr glücklich mit ihnen. Danach lasst besser die Finger davon. Querlesen bei Thomas Mann hieße, die Atmosphäre nicht in sich aufzunehmen. Und die ist das Wichtigste. Diese Morbidität. Diese Überheblichkeit. Diese Dekadenz. Jajaja. Man kann so darüber denken und so. Heutzutage lese ich keinen Thomas Mann mehr.

    Fazit: Ich mag Christine Westermann, ehrlich, aber eine große Literatin ist sie meiner Meinung nach nicht. Für Vielleser ist ihr Buch überhaupt nix. Für Manchmalleser ist es nett, mehr nicht. Meine Sympathie für Westermanns Humor ist ungebrochen, aber lesen muss ich nichts mehr von ihr.

    Kategorie: Launige Buchempfehlungen. Leichte Unterhaltung.
    Verlag: Kiwi, 2022