Der Anfang von morgen

Ihr Haus haben sie vermietet und nun verbringen Didrik, seine Frau und die drei Kinder die Tage in einem Sommerhaus. Es herrscht eine Hitzewelle und die Waldbrandgefahr steigt schon seit Längerem. Nun sind Brände ausgebrochen und nicht mehr unter Kontrolle. Die Familie will nach Stockholm zurück. Entsetzt müssen sie feststellen, dass die Zivilisation schneller wegbricht als sie es für möglich gehalten hätten. Die Straßen sind verstopft, Sammelplätze kaum zu erreichen und da niemand mit der Katastrophe gerechnet hat, werden auch schnell die Vorräte knapp. Zwar helfen sich Menschen gegenseitig, aber viele sind sich selbst die Nächsten.
Aus Sicht von Didrik, seiner jungen Geliebten Melissa, dem ohne Halt dahin treibenden André und Didriks Tochter Vilja bekommt man einen Einblick wie sie diese Ausnahmesituation einer wirklich bedrohlichen Naturkatastrophe erleben. In Schweden, einem Land, welches sich vor derartigen Ereignissen einigermaßen sicher geglaubt hatte. Doch der Klimawandel macht auch vor der Wohlfahrtsgesellschaft nicht halt. Die Vier reagieren sehr unterschiedlich und suchen verschiedene Wege, sich an die außergewöhnliche Lage anzupassen. Je länger es dauert, desto eher bildet sich wieder eine Art Normalität, die allerdings mit der Welt vorher nicht zu vergleichen ist. Kann die Gesellschaft in diesem Ausnahmezustand bestehen? Zumindest kann sie es versuchen.
Der Ansatz dieses Romans ist an Aktualität kaum zu überbieten. Wie man auch hier im letzten Jahr an der Flutkatastrophe gemerkt hat, ist man nirgendwo gefeit vor einem dramatischen und für möglicherweise große Teile der Bevölkerung sehr bedrohlichen Ereignis. Leider ist es schwierig, den Protagonisten wirklich zu folgen, da sie weder in ihren Reaktionen noch in ihren Ansichten wirklich sympathisch werden. Eine Ausnahme bildet Vilja, die tatsächlich an der Situation zu wachsen scheint. Dass sich die Zeiträume, in der die handelnden Personen begleitet werden, teilweise überschneiden, ist ein interessanter Ansatz, aus dem der Roman allerdings nicht so viel Spannung ziehen kann. Leider hält der Roman nicht ganz, was die Neugier weckende Beschreibung verspricht. Dafür ist die Thematik des Buches mit dem Cover gut dargestellt.
Cover:
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Das Titelbild mit dem Feuer passt gut zum Inhalt, es ist schlicht, aber durch das Rot der Flammen wird man aufmerksam.
Inhalt:
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Es ist die Zeit "nach der Pandemie", Schweden in einem August ein paar Jahre später. Die Klimaveränderungen machen sich zunehmend bemerkbar. In Schweden ist ein großer Waldbrand ausgebrochen und die Menschen müssen fliehen. Inmitten des Chaos versuchen 4 Personen auf ihre Weise ihr Leben zu retten und ihr bisheriges zu hinterfragen.
Mein Eindruck:
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"Und darin liegt auch eine Freiheit. Darin findet sich ein Trost. Es gibt keine Umweltprobleme, es gibt keine Klimakrise, es gibt keinen Weltuntergang. Was es gibt, oder gab, ist eine Säugetierart, die sich so sehr vermehrt hat, dass sie am Ende alle Ökosysteme zerstört hat, von denen sie abhängig war, und damit kollektiven Selbstmord begangen hat. Und es ist natürlich traurig, wenn man ausgerechnet dieser Tierart angehört, aber aus einer Perspektive betrachtet, die Millionen Jahre in der Zukunft liegt, aus einer kosmischen oder evolutionären Perspektive, ist es vollkommen belanglos. Es spielt nicht die geringste Rolle." [Auszug aus Melissas Vortrag]
Das Cover und die Beschreibung haben mich sehr neugierig gemacht. Auch der Anfang ist sehr spannend, in der Didrik erzählt, wie er versucht, mit seiner Familie zu fliehen vor den Flammen. Es ist sehr dramatisch, denn das Auto springt nicht an, sie müssen zu Fuß gehen und nach und nach verlieren sie sich. Dies könnte der Beginn eines spannenden und nachdenklich machenden Romans sein. Leider wird er dies nicht, denn die Handlung wird ziemlich in die Länge gezogen. Man folgt im ersten Teil dem Geschehen rein aus Didriks Gefühls- und Gedankenwelt. Diese ist sehr verworren, macht mehrere Zeitsprünge und vieles wird extrem detailliert geschildert. Zudem nervte mich der Charakter sehr. Er ist mir einfach unsympathisch gewesen.
Der gleiche Zeitraum wird anschließend in 3 weiteren, separaten Teilen beschrieben jeweils aus der Sicht von Melissa (Didriks Geliebter), André (dem Sohn von Melissas Vermieter) und Vilja (Didriks Teenager-Tochter). Bis auf Vilja konnte ich mit keiner Person auch nur ansatzweise Sympathie empfinden, aber auch Vilja konnte mich nicht für sich einnehmen. Es kommen viele Kraftausdrücke vor, die m. E. nicht in dieser häufigen Form sein müssten und viele Personen agieren oberflächlich, unnötig brutal und egoistisch. Allerdings kann man dies nicht ausschlieschlich auf die Extremsituation schieben, denn die Probleme fingen schon lange vor der Katastrophe an und die Waldbrand-Situation dient einigen nur als Ausrede, sich ihrer Probleme zu entledigen bzw. die Situation ist letztendlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Zwischendurch gibt es einige spannende Szenen und auch einige Zitate, die einem nahe gehen und die mich nachdenklich zurückgelassen haben.
Insgesamt verspricht die Beschreibung jedoch mehr als das Buch halten kann und ich kann nicht nachvollziehen, warum das Buch "hymnisch gefeiert" wurde.
Fazit:
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Das Thema Klimaveränderungen und seine Auswirkungen mit wirrer Handlung und unsympathischen Charakteren - lässt einen jedoch nachdenklich zurück
Keine Leseempfehlung von mir
Klappentext:
„Eine Hitzefront liegt über Europa. Waldbrände geraten außer Kontrolle. Menschen fliehen in Notunterkünfte. Durch die Städte ziehen Demonstrierende. Doch in all dem Chaos geht auch das normale Leben von Didrik, Melissa, André und Vilja weiter. Hautnah ehrlich erzählt Jens Liljestrand eine mitreißende Geschichte zur drängenden Frage unserer Zeit: Wie können wir die Welt bewahren und zusammen weiterleben?“
Der Titel klingt irgendwie bedrohlich, der Klappentext suggeriert eine Geschichte, die wir uns vorstellen können/müssen, denn ja, unser Klima ändert sich und wir müssen damit lernen umzugehen. Aber wie?
Dieses Buch wird schon vor erscheinen in der Presse gefeiert aber ich muss zugeben, ich kann dem nichts abgewinnen. Die Geschichte der vier Protagonisten hat relativ wenig mit unserem aller Leben zu tun. Alles wirkt unglaubwürdig, unnahbar, überzogen und unrealistisch. Mitreißend ist hier gar nichts, denn ich musste mich regelrecht durch die Seiten quälen. Der Schreibstil hat etwas reißerisches und genau das stößt bei mir auf. Er wirkt immer wieder zu derb, zu übertrieben. Die Wortwahl ist einfach schlecht gewählt (Oder sollte es gerade so sein? Ist die Übersetzung (vier Personen haben daran gearbeitet!) daran Schuld?) und bietet dem Leser ein wahrlich niedriges Niveau. Dieses Niveau raubt der Geschichte selbst den letzten Funken Glauben. Tenor ist es wohl, dass das Leben auch mit den Veränderung weiter geht - aber so schlau sind wir Leser alle, dass wir dies auch vor diesem Buch wussten. Ja, ich hatte andere Erwartungen an die Geschichte und war nach beenden regelrecht enttäuscht und sauer über diese Zeitverschwendung. Man sucht den Faden der uns alle aktuell zum Thema Klima beschäftigt aber man findet ihn nicht. Keine Ahnung was dieses Buch mir sagen wollte aber es kam nichts bei mir an - 1 von 5 Sterne.