Die Hafenärztin. Ein Leben für das Glück der Kinder

Dr. Anne Fitzpatrick hat zwar inzwischen eine eigene Praxis, dennoch will sie sich weiterhin für die Menschen einsetzen, denen es nicht so gut geht. Daher ist sie auch noch in den Auswandererhallen in Hamburg tätig. Besonders um die Kinder kümmert sie sich. Als es dann immer mehr Todesfälle unter ihnen gibt, vermutet Anne, dass es sich um Vergiftungen handeln könnte. Doch als sie das meldet, wird sie beurlaubt. Gemeinsam mit dem Kommissar Berthold Rheydt und Helene Curtis versucht sie der Sache auf den Grund zu gehen, denn Rheydt bestätigt die Vermutung. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie auf rücksichtslose Verflechtungen, die mit den Auswanderern Geschäfte machen.
Dieser Roman ist der zweite Teil der Trilogie „Die Hafenärztin“. Schon der erste Band hat mich total gefesselt und so musste ich unbedingt auch diesen Roman lesen. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man als Leser sehr nahe am Geschehen ist.
Die Charaktere sind gut und authentisch gezeichnet. Dr. Anne Fitzpatrick ist unter fremden Namen aus London nach Hamburg gekommen, denn sie hat eine dunkle Vergangenheit. Dieses Mal wird davon ein wenig gelüftet. In Hamburg will sie den Ärmsten der Armen helfen und gerät dabei wieder einmal in kriminelle Machenschaften. Helene Curtis macht eine pädagogische Ausbildung und versucht auch in den Auswandererhallen zu helfen. Sie ist auch eine starke junge Frau, die weiß, was sie will. Es ist immer wieder erschreckend, wie schwer es Frauen damals gemacht wurde und wie sehr sie für ihre Rechte kämpfen mussten. Kommissar Berthold Rheydt kämpft immer noch mit seinen Dämonen und muss wieder einiges einstecken.
Mir hat es wieder gut gefallen, die liebgewonnenen Protagonisten durch das historische Hamburg zu begleiten. Anne und Helene wollen eigentlich nur helfen und geraten wieder in kriminelle Machenschaften. Es ist spannend, das mitzuerleben. Interessant ist auch die Polizeiarbeit, die mit ihren damaligen Mitteln doch gute Arbeit leistet.
Mir hat dieser grandiose Roman gut gefallen und ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung.
Tolle Reise in die Vergangenheit
Der zweite Teil dieser Trilogie hat mir sehr viel besser gefallen, als der erste Band. Es kommt ein wenig Licht ins Dunkel um die Hauptcharaktere, gerade Anne Fitzpatricks Charakter tut das sehr gut, wie ich finde. Sie ist viel nahbarer und sympathischer geworden. Berthold Rheydt mausert sich sogar zum Objekt einer Begehrlichkeit, was ich wunderbar und ganz zauberhaft gelöst finde. Er ist und bleibt trotz aller Schwermut ein sehr geradliniger Charakter, auf den man sich immer verlassen kann, und, was in der damaligen Zeit ja nicht üblich war, er denkt in Bezug auf Frauen ein wenig fortschrittlicher, als so manch anderer. Auch Helene macht eine große Entwicklung durch, zwar ist sie schon fast in ihrem neuen Leben angekommen, doch die Ereignisse in den Auswandererhallen betreffen sie direkt und so trifft sie eine folgenschwere Entscheidung. Helene ist für mich die heimliche Heldin dieses Teils, geht sie doch unbeirrbar ihren Weg, verlässt sich auf ihre eigene Meinung und auf ihren gesunden Menschenverstand. Was Berthold und Anne schließlich zugutekommt.
Das Flair der Hansestadt Hamburg im Jahre 1911 ist wieder einmal ganz vortrefflich eingefangen und nimmt den Leser mit auf eine sowohl gediegene als auch spannende Reise in die Vergangenheit, wo Automobile und Fernsprecher noch absoluter Luxus waren, von dem die normale Bevölkerung nur träumen konnte.
In eine Welt voller Ressentiments gegenüber dem jeweils anderen Geschlecht, und heutzutage unvorstellbar geringen technischen Möglichkeiten. Es war gerade einmal die Daktyloskopie erfunden. Auch von dieser grundsoliden Handarbeit im Ermittlungsbereich lebt das Buch. Durch seine Gemächlichkeit im Umgang mit Ermittlungsmethoden und im Gegensatz dazu die Schnelligkeit des Hasses.
Der Schreibstil ist der Zeit angepasst , immer Wort - und bildgewaltig, aber niemals langweilig. Auch alle Nebenprotagonisten fügen sich wunderbar in die Geschichte ein , und dieses Buch hat mich so überzeugt, dass ich der Autorin den Cliffhanger zum Ende doch ein wenig übel nehme. Wird es ein Happy - End für die beiden Turteltauben geben? Noch bis November warten, dann erscheint der dritte Teil:Ein Leben für das Recht auf Liebe.
Fazit: Um Klassen besser als der erste Teil, wunderbar ausgearbeitet und in allen Teilen harmonisch und dennoch spannend . Eine Reihe, die man sich nicht entgehen lassen sollte.