Gretas Erbe

Buchseite und Rezensionen zu 'Gretas Erbe' von Nora Engel
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Gretas Erbe"

Ein lauer Wind in der Sommerhitze, das unerwartete Lächeln eines Mannes und ein gestohlener Kuss verändern Marias Leben für immer. 17 Jahre später lebt ihre Tochter Greta als Halbwaise bei der Winzerfamilie Hellert. Die meiste Zeit ist es für das zierliche Mädchen in Ordnung, das fünfte Rad am Wagen zu sein, ihre junge Mutter nur von einem Foto und ihren Vater gar nicht zu kennen. Sie arbeitet gern in den Weinbergen und verbringt viel Zeit mit Robert, dem rebellischen Sohn der Hellerts. Je näher sich die beiden kommen und je älter Greta wird, desto klarer spürt sie, dass sie ihren Träumen folgen muss: Sie will lernen, selbstbestimmt leben, Anteil an der neuen Freiheit der Frauen haben. Bis ein überraschendes Erbe alles verändert.

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:416
EAN:9783423220064

Rezensionen zu "Gretas Erbe"

  1. Ein ungeliebtes Kind

    Nachdem Maria gestorben ist, nehmen die Hellerts das Kind auf. So hat sie zwar jemanden, der sich um sie kümmert, aber Liebe bekommt sie nicht. Man lässt sie ständig spüren, dass sie nicht wirklich dazugehört. Außerdem muss sie hart arbeiten. Sie verliebt sich in Robert, den mittleren Sohn der Hellerts. Aber ob ihr ein Glück mit Robert zu Teil wird?
    Dies ist der erste Band aus der Reihe „Die Winzerin“. Der Schreibstil lässt sich gut lesen, aber die Geschichte hat mich noch nicht zu ganz überzeugt, denn vieles ist vorhersehbar.
    Greta ist ein intelligentes und hilfsbereites Mädchen, das gerne das Abitur machen möchte. Doch ihr Pflegevater Harald hat andere Pläne für sie. Er ist ein bestimmender Mann und auch sein Sohn Robert, der rebellisch ist, hat es nicht leicht mit ihm. Robert und Greta mögen sich sehr, doch Harald will verhindern, dass aus den beiden ein Paar wird. Auch die anderen Personen sind authentisch, wenn auch oft eindimensional dargestellt.
    Ich finde es bewundernswert, wie sich Greta in die Umstände fügt, obwohl sie oft Grund hätte zu verzweifeln. Dann gibt es ein überraschendes Testament und ich bin gespannt, welche Entscheidung Greta trifft und wie es weitergeht.
    Das Ende ist recht offen und macht neugierig auf den Folgeband „Gretas Geheimnis“.
    Ein unterhaltsamer Roman mit Luft nach oben.

  1. Die Waise von Kirchheim

    „Gretas Erbe“ ist ein großes und welcher Art bzw. wem sie dieses Erbe zu verdanken hat, daran besteht schon sehr früh im Roman kein Zweifel – dies ist leider dem Spannungsbogen nicht sonderlich zuträglich, ebenso wenig wie die sehr klar definierte Liebesgeschichte zwischen Greta und Robert, dem Sohn der Pflegefamilie, in der sie. Leider hat Robert im Verlauf der Geschichte keine echten Nebenbuhler, denn Gretas Herz ist fest an ihn vergeben – auch das ist ebenso von Beginn an klar, wie das Robert sich gleichermaßen für Greta interessiert wie sie für ihn. Die Dramatik der Story muss also anderweitig hergestellt werden und wird daher aus der der Beziehung feindlich gesinnten (Pflege-)Familie und zahlreichen Missverständnissen zwischen den Liebenden generiert. Ansonsten erinnert der Plot sehr stark an Aschenputtel. Greta ist das ungeliebte Pflegekind, dass von der Familie Hellert nach allen Regeln der Kunst als kostenlose und fügsame Arbeitskraft ausgenutzt wird. Greta wird vor allem beim Weinanbau eingesetzt und so erfährt der Leser ganz nebenbei zahlreiche interessante Details der Weinlese. Allerdings dehnt sich die Handlung auch immer wieder sehr in die Länge, viele Episoden gleichen sich und bestimmte Versatzstücke der emotionalen Befindlichkeit Gretas werden immer und immer wieder wiederholt, sodass man so manches Mal das Gefühl hat sich im Kreis zu drehen. Auch ihren Zusammentreffen mit Robert fehlt mitunter die Variation. Unbefriedigend oder aber auch überraschend ist außerdem die Tatsache, dass eigentlich im Text angelegte Elemente nicht ganz zu Ende geführt werden, wie z.B. Gretas Wunsch, das Abitur zu machen.

    Bei der Figurenkonzeption muss man feststellen, dass Greta etwas zu strahlend, märchenhaft schön und engelsgleich gut geraten ist. Fast nie durchzuckt ein abschätziger Gedanke ihren Geist, sie setzt sich kaum zur Wehr, kämpft gegen Eifersucht, da Eifersucht keine Zierde ist, ihr einziger Traum ist, von ihrer Pflegefamilie als eine der ihren anerkannt zu werden. Da muss ich mich allerdings schon stark fragen, warum. Denn selbst wenn man die Ungleichbehandlung und „Versklavung“ Gretas außer Acht lassen würde, bliebe immer noch die Tatsache, dass die Hellerts ein äußerst unsympathischer, engstirniger, bigotter, unsympathischer und noch dazu sehr eindimensionaler Haufen sind, denen man eigentlich schnellstmöglich den Rücken kehren sollte. Daran können weder der überaus egoistische Robert noch der sensible Matse etwas ändern.

    Aber auch wenn die Handlung oftmals vorhersehbar ist, die Figuren sehr einfach konzipiert sind und die zeitgeschichtlichen Einsprengsler doch recht bemüht wirken, habe ich „Gretas Erbe“ gern gelesen und auch gemocht. Es hat etwas Märchenhaftes und die Geschichte eines jungen Mädchens, das quasi alle gegen sich hat und diesen Widerstand immer wieder überwindet, bietet eine nette Alltagsflucht. Ich hadere allerdings noch ganz schwer mit den Optionen, die das Ende andeutet – das erscheint mir doch zu nah am Märchen oder Groschenroman und völlig unrealistisch – aber bis dahin war es bis auf die eine oder andere Länge gute Unterhaltung.