Der letzte Schrei

Ungewöhnlich erzählt
"Der letzte Schrei" ist der deutsche Debut-Kriminalroman von Yonatan Sagiv. Der 1979 geborene Autor ist als Wissenschaftler und Autor von hebräischer Literatur bekannt geworden.
Er verfasst Bücher, die sich mit den sozio-politischen, israelisch-palistinänsischenThemen auseinderandersetzen.
Das Buch wurde vom Kein & Aber - Verlag am 12.04.22, auf dem deutschen Markt, veröffentlicht.
Schon durch die kreative Covergestaltung erweckt das Buch meine Aufmerksamkeit. Der Buchumschlag zeigt uns auf dunklem Hintergrund einen komplett herausgedrehten roten Lippenstift. Darunter einer Leuchtreklame ähnelnd, der Titelschriftzug...Die vom Lippenstift herunterfließenden blut-ähnlichen Tropfen sind sogar tastbar. Schönes Cover, dass Schlussfolgerungen auf gewisse Themen in der Geschichte, zulässt.
Zum Inhalt: Odef Hefer ist der Hauptprotagonist. Er ist eine wirklich außerordentlich, ungewöhnliche Hauptfigur.
Mit seiner sexuellen Präferenz, seinen politischen und menschlichen Einschätzungen neu und unbekannt.
Oded ist Detektiv und seine außergewöhnliche Persönlichkeit gibt uns während der laufenden Ermittlung zu einem 15jährigen Popsternchen, sehr viel Stoff zum Nachdenken.
Mürrisch, geschwätzig und absolut unerfahren versucht Oded einen Durchbruch für sich und sein Geschäft zu erzielen.
Ein Unterfangen, dass den Leser mitnimmt & ermutigt über den weiteren Verlauf der Dinge nachzusinnen...
Mein persönliches Leseerlebnis
Charaktere,Spannung,Humor,Cliffhanger
Das Buch hat bei mir zuerst einen zwigespaltenen Eindruck hinterlassen. Dieses änderte sich, als ich das sorfältig gestaltete Buch mit seiner guten Machart in meinen Händen hielt.
Die Hauptperson Oded, hat mich nicht sofort in ihren Bann gezogen. Ich war von seiner Schwatzhaftigkeit und wirklich außergewöhnlichen Umgang mit seinen Mitmenschen, erst einmal nicht begeistert.
Im weiteren Verlauf lernte ich mich auf ihn einzustellen.
Kam mit dem femininem Selbstbild jedoch ersteinmal schwer zurecht.
Im weiteren Geschehen hat es dann jedoch keine übergeordnete Rolle für mich gespielt. Ich habe mich an den Erzählstil und Denkweise des Autoren gewöhnt.
Da ich bisher noch keine Romane mit Schauplatz Tel Aviv/Israel gelesen hatte, war ich mit großem Interesse dabei.
Zusammenfassung: Ungewöhnlicher Schauplatz, ungewöhnlicher Hauptprotagonist und ungewohnte soziale Interaktion. Der Autor konnte mich mit seiner Geschichte gut unterhalten. Mein Interesse an Israel und seine Kultur sowie sozial-politischen Probleme wurde geweckt.
Fazit: Ein Kriminalroman, der die gewohnten Wege der kriminellen Unterhaltung verlässt und durch die Verquickung von Individualität & lokal-genormter Gesellschaftstruktur, ein neues Unterhaltungsmileu schuf.
Meine Lesesternbewertung: 4*.
Seitenzahl: 400
ISBN:978-3-0369-5865-1
Formate: Mobi, Epub, Paperback
Ich war noch nie so gespannt auf ein neues Buch. Als ich es entdeckte, das heisst Cover, Titel und Autor - und genau in dieser Reihenfolge - kam mir sofort "Was amerikanisches" in den Sinn. Um so erstaunter war ich, als ich las Tel Aviv und aus dem Hebräischen übersetzt. Meine Vorstellungen von Israel beschränken sich auf Ultra Orthodoxe, bewaffnete Unruhen und da war doch auch diese Netta, die so ungewöhnliche Gewinnerin des Eurovision Song Contest.
Als ich das Buch nun das erste Mal in den Händen hielt, musste ich direkt den Verlag recherchieren. Dort heisst es unter anderem: Neben einer wunderbaren Geschichte legen wir auch großen Wert auf die Gestaltung: Wie sich ein Buch anfühlt – die Schrift, das Papier, das Lesebändchen, der Umschlag –, hat für uns eine große Bedeutung. Denn jedes Buch soll genau zu der Stimme passen, die der Autor oder die Autorin ihm verliehen hat, sei sie hoch oder tief, leise oder laut, überraschend oder bewährt, humorvoll oder ernst. Und haargenau das trifft auf das Buch zu. Die haptischen Teile, die Blutstropfen und der Lippenstift, der an Neonreklame erinnernde Schriftzug des Titels und sogar der erste Buchtabe des rückseitigen Textes ist passend in Szene gesetzt.
Ich habe es tatsächlich geschafft, einen Eindruck des Buches zu vermitteln ohne den Inhalt zu spoilern. Macht euch gefasst auf ein völlig neues Leseerlebnis, im Sinne des Wortes queer durch Israel.
Schrill, bunt und skurril
Der queere Privatermittler Oded Hefer entspricht nicht den typischen Vorstellungen, die man von einem Privatdetektiv hat. Schwatzhaft und dem Luxusleben zugeneigt, mit wenig Erfahrung und Erfolg in privaten Ermittlungen, lässt er sich zudem von jedem gutaussehenden Mann ablenken. Als er den Auftrag bekommt, sich um die 15-jährige Carine zu kümmern, die nach Meinung ihrer Eltern unbedingt ein Pop-Star werden muss, diese Karriere gerade aber völlig schleifen lässt, wittert Oded die große Chance, mit diesem Fall eine Eintrittskarte in die High Society von Tel Aviv gelöst zu haben. Doch als auf einer Party seines Auftraggebers eine transsexuelle Frau verschwindet und Odeds zunächst widerwilligen Ermittlungen dubiose Machenschaften seines Auftraggebers aufdecken, werden ihm immer größere Steine in den Weg gelegt. Doch das stachelt Odeds Ermittlerinstinkt erst so richtig an….
Tel Aviv als Handlungsort ist erfrischend anders, auch die queere Community zeigt ein buntes Gemisch witziger, schriller, aber auch tragischer Gestalten. Witzige, pointierte und teils politisch völlig unkorrekte Dialoge tragen zu einem großen Teil des Unterhaltungswerts bei. Allerdings muss man sich in die queere Sprache als ,,Normalleser“ erst einmal gewöhnen und nicht alle Andeutungen auf israelische Besonderheiten sind gleich verständlich.
Insofern ist ,,Der letzte Schrei“ ein interessanter, aber auch gewöhnungsbedürftiger Krimi jenseits der konventionellen Schiene.