Wenn du mich heute wieder fragen würdest: Roman
Kate Gleeson und Peter Stanhope kannten sich schon, seit sie Kinder waren. Ihre Väter waren Kollegen bei der New Yorker Polizei. Gemeinsam wuchsen sie in der Kleinstadt Gillam auf.
„Wenn man Kate später bat, ihre frühesten Erinnerungen zu schildern, dann erinnerte sie sich daran, wie sie ihn bei sich zu Hause herumrennen sah, er hatte einen roten Ball in der Hand und konnte schon seinen Namen sagen.“
Eine einzige Nacht verändert die Leben der beiden Familien, reißt Kate und Peter, die damals im Teenageralter waren, auseinander. Ihre Freundschaft und Liebe wird über viele Jahre auf eine harte Probe gestellt.
Die US-amerikanische Schriftstellerin Mary Beth Keane stellt eine Frage: Wenn du mich heute wieder fragen würdest? Wie sollte diese Frage weiter gehen? Ob ich dich heiraten würde? Ob ich dich liebe? Ob ich mich in dieser Nacht trotzdem mit dir getroffen hätte, selbst wenn ich wüsste welche Folgen sie gehabt hatte.
In diesem Roman, einem wunderbar vielschichtigen Roman, geht es nicht nur um Liebe. Es geht um Schuld, Vergebung, Verletzlichkeit, Verantwortung und Durchhaltevermögen.
Was ist denn da passiert in einer kleinen Stadt, wo jeder jeden zu kennen scheint. Gillam ist eine typisch amerikanische Vorstadt. Jeder hat sein Häuschen, einen artig gepflegten Garten. Niemand schaut hinter die Kulissen. Während die Gleesons eine Vorzeigefamilie mit drei Töchtern sind, merkt die Leserin schnell, dass mit Anne Stanhope, Peters Mutter, nicht alles in Ordnung ist. Auch der Ehemann Brian Stanhope, auch die Gleesons wissen es, alle anderen Nachbarn mit Sicherheit auch. Sie hat Stimmungsschwankungen, ist unberechenbar, hat gelegentlich Aussetzer. Peter hat mit seiner Mutter mehr als die üblichen Auseinandersetzungen eines Teenagers, der Vater ist keine Unterstützung.
„Stört es dich eigentlich überhaupt nicht, dass jeder dich hasst?“
Was Anne schließlich tut, ist so erschreckend und unverzeihlich und wird alle Beteiligten nachhaltig prägen. Was die Autorin hier zeigt ist das absolut menschliche Unvermögen im Umgang mit psychischen Erkrankungen. Sehenden Auges steuern die Stanhopes und Gleesons auf die Katastrophe zu. Lieber den Schein zu wahren, als aufzufangen. Später in den langen Jahren einer mühevollen Gesundung erhält Anne Diagnosen wie Etiketten übereinander geklebt. Die menschliche Seele lässt sich nicht röntgen wie ein gebrochenes Bein. Mary Beth Keane nähert sich diesem Thema behutsam, der Doppelbödigkeit von Täterschaft und Opfer, den Auswirkungen auf die Angehörigen, dem emotionale Rucksack, an dem die Menschen ab nun schwer tragen.
Die Autorin hat große Zuneigung für ihr Personal, die Charaktere sind bis ins Kleinste ausgefeilt und authentisch. So einfach und nahe am Leben erzählt, hat mich diese Geschichte über die Fragilität von menschlichen Beziehungen und Liebe gegen alle Widerstände sehr beeindruckt.
Die lieben Nachbarn
Den Inhalt setze ich einfach mal voraus, sonst bitte Inhaltsangabe lesen vom Buch! Wichtig ich habe das Buch abgebrochen, möchte aber meine Meinung über diesen Schund kund tun!
Ich bin mit einer gewissen Skepsis an dieses Buch herangegangen. Erstens erinnert mich das Cover an eine amerikanische Kitschgeschichte und ich habe selten einen adäquaten Umgang über das Thema Depressionen, Schizophrenie u Vereinsamung im literarische Bereich gelesen.
Leider ist diese Geschichte ähnlich gelagert. Wie es so im Allgemeinen ist, steht Depresionen nicht für eine Erkrankung des Gehirnstoffwechsels sondern es ist ein Mangel an Disziplin und Willen, warum Menschen nicht mehr in der Lage sind sich selbst zu versorgen (d.h. regelmäßig duschen, Zähneputzen, essen u.ä.). In dieser Geschichte wird diese Frau als hochgradig unsympatisch dargestellt, was ja nicht schlimm ist. Mal mag man Menschen im Buch mal nicht. Der Mann schaut kontinuierlich weg wenn seine Frau wieder eine depressive Episode hat. Mit der Begründung, dass Mama halt "schwierig und sensibel sei". Der Junge, Peter, ist natürlich hilflos und achtet auf jede Verstimmung seiner Mutter. Schön und gut.
Die Nachbarn gegenüber werden als chaotischer liebenswerter Haufen dargestellt. Sie, die Mutter, ist einsam und etwas überfordert. Und Katie, die sich in Peter verliebt und umgekehrt ist so ein herzerfrischendes Kind, dass mir die Tränen kommen (Ironie zuende)
Was mir grundsätzlich bei dieser Geschichte nicht gefällt ist die stereotype Darstellung der Personen. Kein Mensch ist immer nur schlecht oder sensibel und reagiert über. Und kein Mensch ist immer nur "gut und lieb".
Darüber hinaus empfand ich den Sound oder die Erzählstimme kühl distanziert und wenig Empathie für die jeweilige Person. Sie zeigte Situationen wo der Leser sofort mit dem Urteil und der Verurteilung daher kommt. Viele Dinge können auch zwischen den Zeilen passieren. Aber leider nicht bei diesem Roman.
Auch der emotionale Zusammenbruch der fragilen Frau war so schlecht dargestellt. Wenn man selbst in diesem Bereich arbeitet, weiß man wie das passieren kann und geschieht. Es wirkte einfach nicht echt und glaubwürdig, sondern es war theatralisch.
Fazit:
Ein Buch, welches sich nicht glaubwürdig über das Thema Depressionen, Vereinsamung und psychischen Erkrankungen auseinander gesetzt hat und daher in meinen Augen nicht glaubwürdig ist!