Die Zeit der Birken: Roman
![Buchseite und Rezensionen zu 'Die Zeit der Birken: Roman' von Christine Kabus](https://m.media-amazon.com/images/I/515Y7viJvhL.jpg)
Christine Kabus bleibt dem Norden auch in ihrem neuen Roman treu. Nur, dass sie nun Estland und Norddeutschland als Hintergrund wählte. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, der historische Teil ist in Estland der Jahre 1939/40 angesiedelt, der zweite Handlungsstrang auf einem Gestüt in Schleswig-Holstein ab 1977. So hat auch der „neue“ Teil schon eine zeitgeschichtliche Bedeutung.
Es beginnt mit einem traurigen und bitteren Prolog, der mir die ganze Zeit im Kopf blieb, weil er schon auf das Schicksal ihrer Protagonistin Charlotte verwies.
Charlotte wächst behütet und wohlhabend in einer deutschbaltischen Familie auf. Es sind die Jahre unmittelbar vor Ausbruch des Weltkriegs, aber der wirft noch keine Schatten in das gesellschaftliche Leben. Auf Wunsch ihrer sehr strengen und dominanten Mutter springt Charlotte als Haushälterin bei ihrem frisch verwitweten Onkel ein. Dort fühlt sie sich ausgesprochen wohl, was sicher auch an Lennart, dem estnischen jungen Mitarbeiter des Onkels liegt. Doch das Schicksal meint es nicht gut. Als Deutschbaltin muss Charlotte mit ihrer Familie Estland verlassen und ihre Liebe zurücklassen.
Im Gestüt der Familie leidet Gesine unter dem strengen und uneinsichtigen Regiment ihrer unnahbaren Mutter. Bis Grigori auftaucht, ein Flüchtling aus Russland, der ein einfühlsames Gespür für die Pferde des Gestüts hat und in den sich Gesine verliebt. Von Grigori erfährt sie nicht nur von seinen estnischen Wurzeln, auch ihre Familie stammte von dort. Ihr Gefühl wird erwidert, doch dann verschwindet Grigori plötzlich. Das Familiendrama von damals reicht bis in die Gegenwart und insgesamt ist die Geschichte sehr spannend aufgebaut, wobei mich im zweiten Handlungsstrang die Aktionen von Gesindes Mutter mich zunehmend nervten. Da war einiges an Wiederholungen und allein die Nennung von damaligen Ereignissen oder Produkten bringt noch keine richtige Atmosphäre.
Mir gefiel besonders der estnische Teil der Geschichte. Wunderbare Landschaftsschilderungen, die mir die Erinnerung an eine Estland-Reise wachriefen und geschichtliche Hintergründe machten den Reiz aus.
Ein flüssig geschriebener Familienroman mit gut recherchierten historischen Details, der sich auf alle Fälle lohnt.
Das Titelbild hat mir richtig Lust auf das Buch gemacht und das Versprechen auf schöne Unterhaltung auch gehalten.
Eine Reise nach Estland...
Da mich die Autorin bereits mit ihren Norwegen- Romanen begeistern konnte, musste ich einfach zu diesem Buch greifen und ich war begeistert.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Zum Einen wandeln wir kurz vor und während des zweiten Weltkrieges in Estland, zum Anderen in Deutschland der 70er Jahre. Während 1938 die wohlbehütete Charlotte ihr Leben unter den strengen Augen ihrer Mutter fristet, hat Gesine 1977 schon mehr Freiheiten. Doch eines verbindet die beiden Frauenschicksale: ein Mann wird ihr Leben für immer verändern. Zum Guten oder zum Bösen?
Da ich über Estland noch so gar nichts wusste, hat mich dieser Abschnitt ganz besonders fesseln können. Die geschichtlichen Hintergründe haben bei mir für zahlreiche Aha- Momente gesorgt.
Charlotte ist so eine liebenswerte Figur und dennoch muss sie so viel durchmachen. Ihr Schicksal hat mich tief getroffen und oft zu Tränen gerührt. Wieviel kann ein Mensch aushalten, bevor er daran zerbricht? Ich mochte ihre Stärke und dass sie trotz allem für ihre Liebsten da ist.
Gesine ist nicht auf den Mund gefallen. Ihre Jugend war meiner nicht unähnlich, auch wenn ich einige Jahre später geboren bin. Ich fand es so schön, dass sie nach den Wurzeln der Familie gesucht hat. Das Alltägliche der Familie hat einen an die eigene Kindheit und viele tolle Erlebnisse denken lassen. Ohne Internet kam man eben auch klar.
Die Nebenfiguren wie Grigori, Lennart, Onkel Julius und wie sie alle heißen sind ebenfalls gut gezeichnet, so dass jeder interessierte Leser eine Figur finden wird, mit der er sich identifizieren kann. Mein Lieblingsnebendarsteller war ganz klar Opa Paul. Wie er für seine Enkelin da ist und ihr beisteht, das hat mir sehr imponiert.
Ich liebe Romane, die mich gut unterhalten und mich weiterbilden, was hier zu hundert Prozent stattgefunden hat.
Fazit: Hiermit kann man sich in eine andere Zeit und in ein anderes Land wegträumen. Unterhaltsam und berührend, weshalb ich eine klare Leseempfehlung ausspreche. Klasse!