Alter Hund, neue Tricks

Nordirland 1992. Detective Inspector Sean Duffy arbeitet nur mehr als Teilzeitpolizist für die Royal Ulster Constabulary und verbringt sonst seine Zeit in Schottland mit Frau und Kind. Eigentlich will er nur mehr einen ruhigen Job machen bis zur Pensionierung: Doch als Quentin Townes, ein Kunstmaler, ermordet aufgefunden wird, sieht der Fall zunächst einfacher aus als er ist. Denn der vermeintlich misslungenen Raubüberfall wird zum Stich in das Wespennest örtlicher IRA-Terroristen. Duffy will noch einmal beweisen, dass der alte Hund, fähig ist neue Tricks zu erlernen und gerät dabei mitten in die Schusslinie.
„Das hier ist ein klassischer Sean Duffy, der einsame Wolf.“
„Alter Hund, neue Tricks“ ist der achte Band der Reihe um DI Sean Duffy des nordirischen Krimiautors Adrian McKinty. Auch wenn ich die Vorgängerbände nicht kannte (warum eigentlich?), war ich gleich mitten im Geschehen. Es ist eine großartige, spannende Zeitreise in das Nordirland der beginnenden 1990er.
„In den vergangen Jahren war der kalte Krieg zu Ende gegangen, Thatcher war abgetreten, Reagan war abgetreten, die Berliner Mauer war gefallen, Nirvana hatte Michael Jackson von den oberen Rängen der Charts verdrängt, doch hier in Irland spielten die Männer der Gewalt weiter lustig ihr Spielchen.“
Mittendrin in diesem Spiel der Gewalt steht Sean Duffy, gerecht, unbeirrbar, originell in seinen Methoden. Dieser alte Hund ist kein Rudeltier. Ein Einzelgänger, der Lyrik und Musik liebt, feinsinnig und knallhart zugleich. Adrian McKinty lakonische Art zu erzählen, macht großen Spaß, auch wenn das Thema diese Kriminalromans ein politisch sehr ernstes ist.
Die Troubles, wie der Nordirlandkonflikt fast schon euphemistisch genannt wird beherrschten nahezu 30 Jahre das Leben in Nordirland. Bürgerkriegsartige Zustände, Autobomben, bewaffnete Auseinandersetzungen waren an der Tagesordnung. Anfang der 1990er beginnt das politische Gefüge sich zu verändern.
„Und jetzt kommt kein Milchmann mehr?“ – „Nein, nie wieder, sagte sie.“ – „Und die Flaschen?“ – „Flaschen gibt es auch nicht mehr, glaube ich. Jetzt gibt es nur noch Milch im Karton.“ – „Und was nehmen die Kinder dann für die Molotow-Cocktails?“
Tough, tougher, Duffy: Ich hoffe Adrian McKinty hat für diesen alten Hund noch einige Tricks auf Lager.
1992: Ein paar Tage im Monat muss Detective Inspector Sean Duffy auf der Wache erscheinen, damit er in ungefähr zwei Jahren seine volle Pension einstreichen kann. Mit seiner Lebensgefährtin Beth und der gemeinsamen Tochter verbringt er die anderen Tage in Schottland, wo von den Troubles nicht viel zu spüren ist. Nun hat es aber einen Toten gegeben und die anderen Kommissare sind aus verschiedenen Gründen nicht verfügbar. Obwohl Sean eigentlich zu seiner Familie will, gibt er dem sanften Druck seines Chefs nach. Es sieht nach einer einfachen Sache aus und den Ruhm für eine schnelle Aufklärung will Duffy keinem anderen Revier gönnen.
Die Zeiten ändern sich. Das hat auch Sean Duffy bei seinem achten Auftritt inzwischen festgestellt. Nicht umsonst genießt er den Frieden im nicht ganz fernen Schottland. Doch immer noch schaut er jedes Mal, wenn er ins Auto steigt, ob nicht doch eine Bombe darunter befestigt ist. Aber auch die Straßen in Nordirland verändern sich mit dem Auftreten des politischen Teils des IRA. Aber dieser Tote bereitet Duffy und seinen Kollegen mehr Schwierigkeiten als erwartet. Und vielleicht muss oder will Duffy doch auf seine alten Fähigkeiten zurückgreifen, um den Fall zu knacken.
Die Sean Duffy Reihe des Autors ist immer sehr lesenswert, wobei es nicht notwendig ist, jeden Band zu kennen. Bei der Lektüre denkt man sich, diese Zeiten können die Menschen doch nicht zurückhaben wollen. Katholiken gegen Protestanten, Nordirland gegen die Republik Irland. Gemeinsam sollte es doch besser gelingen. Doch leicht ist es nie, sich von alten Gewissheiten zu verabschieden. Der belesene und musikbegeisterte Duffy hat mal wieder einen Knochen, in dem er sich verbeißen kann. Man bekommt den Eindruck, dass das Leben in Schottland doch etwas zu ruhig ist. Doch je näher Duffy an die Hintergründe kommt, desto größer wird die Gefahr. Und je mehr man als Leser begreift, in welche Richtung es geht, desto mehr ist man gefesselt. Die politische Lage der frühen 1990er ist so geschickt eingeflochten, dass der Roman gleichzeitig lehrreich und spannend ist. Ein kluger Krimi, aus einer Reihe, die nicht enttäuscht.
Spannung in Irland
Spannung in Irland
Belfast, 1992. Der ehemalige Detective Inspector Sean Duffy hat sich unlängst mit seiner Familie nach Schottland abgesetzt. In Belfast ist er nur noch tageweise. Doch als ein Landschaftsmaler ermordet wird, muss Duffy ein paar Extratage dranhängen. Alles sieht nach Autodiebstahl mit tödlichem Finale aus: Jemand hatte es auf den Jaguar des Opfers abgesehen, wurde überrascht, eine Waffe ist losgegangen. Doch ein Blick auf die Werke des Malers wirft die Frage auf, wie er damit genug Geld für einen Luxuswagen hatte verdienen können.
Fazit:
Adrian McKinty hat wieder einen unterhaltsamen und spannenden Krimi geschrieben, der die Konflikte in Nordirland thematisiert. Mit dem bereits bekannten und gewohnt genialen Sean Duffy punktet er natürlich, als Protagonisten. Mich konnte auch dieses Buch überzeugen - es war für meinen Geschmack eine Spur zu viel Irland und Geheimagententhematik enthalten, aber das Buch war durchwegs spannend und eine gute Unterhaltung.