Keyserlings Geheimnis

5 von 5 (1 Bewertungen)
Inhaltsangabe zu "Keyserlings Geheimnis"
Sommer 1901 am Starnberger See: Lovis Corinth porträtiert Eduard Graf von Keyserling, Schriftsteller und Dandy aus baltischem Adel, den seine geheimnisumwitterte Vergangenheit einholt, als unvermutet eine durchreisende Sängerin erscheint. Ein Roman voller Witz, Ironie und Verve über Liebe und Leidenschaft, Verrat und Lüge - und über die Wahrheit von Literatur und Kunst. Detlef Bierstedt, die deutsche Stimme von George Clooney, liest mit Humor und Charme.
Unterhaltsames Schriftstellerportrait
Die Besprechung bezieht sich auf die gebundene Ausgabe des Romans. Erneut hat Klaus Modick eine (teils fiktive) Künstlerbiographie vorgelegt. Es geht um Eduard Graf von Keyserling (1855-1918), einen baltendeutschen Schriftsteller, an dessen Roman "Abendliche Häuser" ich zugegebenermaßen gescheitert bin, weil ich ihn schlicht und einfach langweilig fand. Doch Modick hat es geschafft, mein Interesse an ihm neu zu erwecken. Er beschreibt das Jahr 1901, in dem Keyserling als Bohemien in Schwabing lebte und gemeinsam mit seinen Freunden Max Halbe, Lovis Corinth sowie Frank Wedekind Urlaub am Starnberger See macht. Dort wird der an Syphilis erkrankte Literat urplötzlich mit seiner Vergangenheit, die aus der Rückschau erzählt wird, konfrontiert. Er begegnet seiner Jugendliebe, die ihn während seiner Studienzeit verführt und ins Unglück gestürzt hat, wodurch er in den Kreisen des baltendeutschen Adels zur persona non grata wurde, die ihm dadurch aber auch das vorgezeichnete bürgerliche Leben als Jurist erspart und den Weg zum schriftstellernden Dandy geebnet hat. Tatsächlich gibt es beim realen Keyserling eine dunkle Geschichte während seiner Dorpater Studienzeit, die Modick hier durchaus glaubwürdig mit Inhalt füllt.
Wie gewohnt führt Modick seine Leser mit leichter Hand, mit Witz und Selbstironie (seitens seines Protagonisten) durch die Handlung. Immer wieder unterhaltsam zu lesen ist die Darstellung der Künstlerwelt mit ihren Eitelkeiten und Eiferüchteleien, hier am Beispiel der Schwabinger Boheme um die Jahrhundertwende