All die unbewohnten Zimmer

Buchseite und Rezensionen zu 'All die unbewohnten Zimmer' von Friedrich Ani
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4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "All die unbewohnten Zimmer"

Roman
Gebundenes Buch
"Die Vier" müssen im neuen Roman von Friedrich Ani aktiv werden: Polonius Fischer (der ehemalige Mönch), Tabor Süden (der zurückgekehrte Verschwundenensucher), Jakob Franck (der pensionierte Kommissar, immer noch Überbringer der schlimmsten Nachricht) und Fariza Nasri (Beamtin mit syrischen Wurzeln, erlöst von der Verbannung in die Provinz). Alle wenden ihre einzigartigen Methoden auf, um die Ermordung einer Frau und die Erschlagung eines Streifenpolizisten aufzuklären.

Die Todesfälle erregen größte Aufmerksamkeit, weil sie gesellschaftliche und politische Debatten (ausgehend vom rechten Rand) über die unfähige Polizei, Flüchtlingskinder, Ost- und Westdeutschland, "das System" anfachen.

Deshalb kämpfen "die Vier" mit möglichen Hinweisen auf die Täter, Zeugen, die nichts gesehen haben wollen, suchen nach Vermissten, die zur Aufklärung beitragen (sollten), sind konfrontiert mit falschen Geständnissen. Nachfolgeverbrechen können sie dabei zunächst nicht verhindern - bis die unterschiedlichen Fahndungsmethoden "der Vier" den Zufall in Notwendigkeit überführen.

In seinem neuen Roman schlägt Friedrich Ani einen Weg durchs Gestrüpp unserer politischen und individuellen Verfasstheit. Er eröffnet Aussichten, die dem Leser vom Rand des Abgrundes Einblick in das Unbeschreibliche eröffnen.

Nach All die unbewohnten Zimmer müssen wir die Literatur, die Kriminalliteratur, das Schreiben über Wahr und Falsch, das Böse und (das nie zu erreichende) Gute, Leben und Tod neu sehen lernen.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:494
EAN:9783518428504

Rezensionen zu "All die unbewohnten Zimmer"

  1. In jedem von uns kann ein Mörder stecken...

    Dies war mein erster Ani, aber gewiss nicht mein letzter. Auf Empfehlung bin ich damit durchgestartet und ich habe es nicht bereut.

    In der Geschichte geht es um eine sehr spannende Ermittlertruppe bestehend aus einem ehemaligem Mönch, einem Detektiv, der verloren Geglaubte wieder aufspürt, ein pensionierter Kommissar, dessen Passion es ist Todesbotschaften zu übermitteln und zu guter Letzt eine gebrandtmarkte, syrische Polizistin. Sie alle haben ihren eigenen Ermittlerstil und auch wenn sie rein gar nichts gemeinsam haben, können nur sie als Team die mysteriösen Mordfälle klären. Oder etwa nicht?

    Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich den Stil Friedrich Anis als sehr besonders empfunden habe. Es fühlte sich nicht wirklich an als würde man einen Krimi lesen, sondern eher als würde man direkt neben den Kommissaren stehen und einfach mit ermitteln. Oder zumindest so als würde man eine sehr reale Polizeidoku schauen mit Fällen zum Greifen nah.

    Die dargestellten Ermittler fand ich jeden für sich recht spannend. Besonders gefangen genommen hat mich jedoch Fariza Nasri. Ich mochte einfach ihre taffe Art und wie sie sich in der Männerdomäne Polizei durchsetzt. Die Passagen über sie habe ich wirklich am liebsten gelesen. Ihr Handeln zum Schluss des Romans war heftig, aber als Leser hatte ich Verständnis für sie. Zudem zeigte sie ja Reue, so dass klar wurde, dass sie nicht kaltblütig oder abgebrüht ist.

    Die Herren Ermittler hatten auch jeder ihr Päckchen zu tragen, allerdings blieben sie mir nicht so prägend im Gedächtnis wie Fariza. Ich gestehe, dass ich deren Schicksal nicht immer spannend fand, gerade alles rund um unseren Detektiv Tabor Süden war mir manchmal etwas zu viel.

    Außer dem spannenden Fall zeigt uns der Autor ein Bild der heutigen Gesellschaft auf, welche leider nicht sehr zimperlich gegenüber Minderheiten ist. Die Gesellschaftskritik empfand ich hier als sehr passend.

    Mir hat gut gefallen, dass man lange Rätseln musste wie denn alles zusammenpasst und ich habe den Roman gespannt und gern gelesen.

    Fazit: Spannung und gute Unterhaltung sind hier garantiert. Gern spreche ich eine Lesempfehlung aus.

  1. Legendäre Ermittler

    Im neuen Krimi von Friedrich Ani wird der größte Part aus der Sicht der jungen Kommissarin Fariza Nasri geschildert. Acht Jahre war sie in die Provinz zwangsversetzt, eine vermeintliche Dienstverfehlung, aber in Wirklichkeit eine Intrige des Vorgesetzten gegen die junge, impulsive Deutsch-Syrerin. Der legendäre Ermittler Polonius Fischer hat sie für sein Truppe zurückgeholt.
    Es beginnt mit einem rätselhaften Attentat auf eine Frau, aus einem Fenster heraus wurde sie erschossen, ein Polizeibeamter zufällig schwer verletzt. Dann wird am Rande einer Demo aus der rechten Ecke ein Streifenbeamter getötet, ein zufälliges Opfer oder steckt mehr dahinter? Der Partner des toten Polizisten ist Tim Gordon, der Sohn des Mannes, der Fariza damals zu Unrecht beschuldigte.
    Es tauchen dann noch weitere Figuren aus dem Kosmos des Friedrich Ani auf. Jakob Franck, der aus dem Ruhestand heraus immer noch Todesnachrichten überbringt und nach Verschwundenen sucht und Tabor Süden, der inzwischen als Privatermittler arbeitet. Zusammen agieren die unterschiedlichen Charaktere auf ihre ganz besondere Weise.
    Zuerst muss ich feststellen, dass Anis neuer Roman weniger ein Krimi, als vielmehr ein aktueller Gesellschaftsroman ist, der Stellung zu den unterschiedlichen Strömungen unserer Republik nimmt. Das hat mir sehr gut gefallen, denn es zwingt zum Nachdenken und zum Hinterfragen. Deshalb setzt der Autor auch nicht unbedingt auf vordergründige Spannung. Die Spannung entsteht aus diesen unterschiedlichen Arbeitsweisen der Ermittler und auch aus der gebrochenen Biografie der jungen Nasri.
    Anis anspruchsvoller Schreibstil zwingt zum aufmerksamen Lesen, es ist kein Kriminalroman zum schnellen Konsum zu unterschiedlich und verschachtelt sind die Handlungsstränge. Aber der Leser, der sich davon nicht beeindrucken lässt, wird mit einem ausgezeichneten Roman und niveauvoller Lektüre belohnt.

  1. 4
    21. Jun 2019 

    Die Vier

    Aus einem Haus heraus wird eine Frau erschossen und ein Polizist schwer verletzt. Kommissarin Fariza Nasri fordert zwar Verstärkung an, doch allein betritt sie das Haus, aus dem die Schüsse kamen. Zum Glück tritt kein weiteres Unheil ein, der Täter ist bereits geflohen. Ein eher mittelmäßiger Neuanfang nach der Sache damals, wegen der sie jahrelang in der Provinz Dienst schieben musste. Ihr Chef Polonius Fischer ist nicht ganz zufrieden, baut aber weiter auf ihre Qualität als Ermittlerin. Bald muss der pensionierte Polizist Jakob Franck einem Vater eine Todesnachricht überbringen. Und der inzwischen als Privatdetektiv arbeitende Tabor Süden bekommt den Auftrag eine verschwundene Person zu suchen.

    Hier stehen sie schließlich zusammen, die vier Ermittler besonderer Güte. Ein Geflecht aus Fällen, die möglicherweise zusammenhängen oder auch nicht. Ein Jeder, eine Jede trägt etwas bei, sei es Spürsinn, Kombinationsgabe oder einfach das Kribbeln im Nacken, das untrüglich sagt, hier stimmt was nicht. Jeder auf seine Weise gräbt nach der Wahrheit, eine Wahrheit, die man, nachdem man sie unter den Schichten der Lüge hervorgezerrt hat, vielleicht lieber nicht gewusst hätte. München scheint ein Moloch aus Verbrechen, Hass und Gewalt zu sein. Ein Ort, an dem es nur kleine Inseln der Hoffnung gibt, Menschen, die über sich hinauswachsen, die für andere einstehen. Wie soll die Polizei noch ihre Arbeit tun, wenn sie selbst von der Gewalt durchströmt ist.

    Im ersten Moment kommt schon die Frage auf, ob es etwas zu viel ist, die geballte Kraft der aufrechten Kämpfer für Wahrheit und Gerechtigkeit zu vereinen. Doch folgt man den feinen Verästelungen der Handlung, stellt man bald fest, dass jeder auf seine Art gebraucht wird. In diesem düsteren Bild unserer Gesellschaft, verliert man fast die Hoffnung auf eine andere Zeit. Man wünscht die Düsternis möge sich selbst zu viel werden und sich andere Gestade suchen. Ein Funke aufrechten Handelns möge eine farbenfrohe Helligkeit entfachen, eine Aufbruchstimmung, die eine freiere Welt verheißt. Und wenn es dazu dieser vier standhaften Ermittler bedarf, dann nimmt man ihre Hilfe gerne an.

    4,5 Sterne